In dem Artikel basierend auf Auszügen aus Wolfgang Eggert „Israels Geheim-Vatikan“ (2001), Biographien, Zeitschriften etc… habe ich folgendes Szenario ermitteln können. Für die Ängstlichen unter den Gläubigen eine Ermittlungshypothese,… für die Mutigen der Lichtbewegung eine weitere Komponente der Bergung unserer verschütteten und umnebelten Vergangenheit.

Die Thesen – erste These


Moskau/Den Haag 1923 – Im Kreml und auf einem zwischenstaatlichen Symposium:
Wenige Tage nach der Machtergreifung des Faschismus in Italien verbietet Lenin den geheimnisumwitterten Freimaurerorden, dem sich – so der Kommunistenführer – leitende Linksrevolutionäre kurz vor Beginn des Krieges angeschlossen haben. Im gleichen Atemzug befiehlt er in einer geheimen Direkte seinem Mitteleuropa-Experten Karl Radek, vor einer internationalen Friedens-konferenz in Den Haag eine bedeutende Rede zu halten. In dieser sollen bis heute unbekannte Hintergründe der Entstehung des Ersten Weltkrieges zur Sprache kommen. Auch hier erhält sich der Text nur in Fragmenten. Karl Radek kommt seinem Auftrag nicht nach. Lenin wird praktisch in „Stundenfrist“ durch eine mysteriöse Krankheit für immer zum Schweigen gebracht.

Aber Radek ging es trotzdem an den Kragen, obwohl der Aufwand unvergleichlich höher war.

Die Thesen – zweite These

Auf dem 17. „Parteitag der Sieger“ 1934 kam es zu Wahlen. Stalin fing sich hier ca. 270 Gegenstimmen ein. Umgehend wurde offiziell die Zahl von Stalins Gegenstimmen auf drei reduziert und eine Vernichtung der übrigen Stimmzettel beschlossen. Bei der Zählung 1957 fehlten 267 Stimmzettel. Sein Widersacher S.M.Kirow soll vier Gegenstimmen erhalten haben. Die Delegierten bemerkten den Schwindel, jedoch forderte niemand Nachzählungen… Wenig später war Kirow tot. Und nicht nur er. In das Zentralkomitee wurden 71 Mitglieder und 58 Kandidaten gewählt. Von den 1.996 anwesenden Parteimitgliedern wurden 1.108 verhaftet und ungefähr zwei Drittel in den folgenden drei Jahren exekutiert. Von den 139 gewählten ZK-Mitgliedern und Kandidaten wurden 98 exekutiert. Von den verbleibenden 41 wurden nur 24 beim 18. KPdSU-Parteitag im März 1939 in das ZK wiedergewählt.

Von links nach rechts: Molotow, Stalin und Poskrjobyschew auf dem XVII. Parteitag. Foto: Izvestija
Viele Leben der vom XVII. Parteitag der KPdSU 1934 gewählten ZK-Mitglieder endeten während der Schauprozesse 1936-1938.

Moskau 1937 – Im Scheinwerferlicht eines Hochverratsprozesses: Der angeklagte Sowjetfunktionär Karl Radek prognostiziert mitten im Frieden das sichere Herannahen eines dramatischen Konflikts. Dabei identifiziert er die Drahtzieher dieses zweiten mit den „wahren“ Verantwortlichen des ersten Weltkrieges. Das Geheimnis um die verborgene Elite – so der Todgeweihte – das Lenin am Ende
seiner Tage habe enthüllen wollte, und um das 1914 die Attentäter von Sarajewo wußten, bedeute gleichfalls eine Waffe gegen den kommenden Krieg. Der Rest ist Schweigen, denn hier greift die Zensur Stalins ein.

Die Mitschrift der letzten Rede Radeks bei seiner Schlussrede im (Säuberungs-)Prozess brach genau an diesem Punkt ab.

Stefan Heym führte zur letzten Verlautbarung seines Romanhelden in „Radek“ an: „…dass die trotzkistische Organisation zu einer Agentur jener Kräfte geworden ist, die einen neuen Weltkrieg vorbereiten. … Und Trotzki selber spürte bereits seine innere Ohnmacht und setzte auf Hitler“ („Radek“ – Fischer, 1999 S. 564 ff.) Aber auch hier lesen sich keine Enthüllungen der fehlenden Passagen…

Radek selbst wurde im Schauprozess unter Wyschinskij zu 10 Jahren Lagerhaft verurteilt und während der Haft am 19.05.1939 ermordet.

Fragestellungen

Starben also die eingeweihten Logenbrüder Lenin und Radek letztlich den Verrätertod oder waren sie einberechnete Opfer?

Wie sicher ist es, dass Lenin von Freimaurer-Orden indoktriniert handelte? Ist die Vermutung überhaupt schlüssig?

Oder wird die Eigenschaft „Berufsrevolutionär“ zu sein lediglich mit einer solchen Verbindung begründet, weil für den unbedarften Fragesteller einfach keine andere Erklärung plausibel wäre?

Lenin agierte immer mit der Prämisse, den Feind mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. War er einfach deswegen erfolgreich und zugleich gefährlich?

Als er 1902 in der Schweiz sein Manifest »Was tun?« schrieb, mit der unmarxistischen Antwort: Putsch durch Berufsrevolutionäre aus der Intelligenz, befiel Lenin eine Ringelflechte, die fälschlich mit Jod behandelt wurde. Das kostete ihn sein Kopfhaar, eine Gürtelrose kam dazu. Lenin betrieb Sport mit Radfahren, Rudern und Turnen an Ringen wie auch am Trapez.

Da die russische Linke fast eine alleinige Sache des Judentums war und Herzls Wort bei diesem Gewicht hatte, sollten die ersten Ergebnisse nicht lange auf sich warten lassen. So zerfiel durch die Fraktionsbildung hebräischer Genossen beim II. Parteitag noch 1903 die im Ausland residierende russische Linkspartei (SDAPR) in letztlich vier ebenso geschwächte wie zerstrittene Lager: die Bolschewiki (unter Lenin), die Trotzkisten (unter Bronstein), die Menschewiki (unter Zederbaum und Axelrod) und die rein jüdischen Bundisten.

Aus mehreren Quellen geht hervor, dass Lenin 1908 im Ausland Freimaurer wurde. Eine dieser Quellen ist eine gründliche Untersuchung: Nikolai Svitkovs „Über die Freimaurerei im russischen Exil“, 1932 in Paris veröffentlicht. Nach dem Buch „EG – die Super-UdSSR von morgen“ des österreichischen Politikwissenschaftlers Karl Steinhauser (Wien, 1992, S. 192) gehörte Lenin der Freimaurerloge „Art et Travail“ (Kunst und Arbeit) an. … „Lenin war ein Freimaurer des 31. Grades (Grand Inspecteur Inquisiteur Commandeur) und Mitglied der Loge „Art et Travail“ in der Schweiz und in Frankreich“ (Oleg Platonov, „Russlands Dornenkrone: Die geheime Geschichte der Freimaurerei“, Moskau, 2000, Teil II, S. 417).

Als Lenin den Sitz des „Grand Orient“ in der Rue Cadet in Paris besuchte, trug er sich in das Gästebuch ein. (Viktor Kuznetsov, „Das Geheimnis des Oktoberputsches“, St. Petersburg, 2001, S. 42.)
Zusammen mit Trotzki nahm Lenin 1910 an der Internationalen Freimaurerkonferenz in Kopenhagen teil. (Franz Weissin, „Der Weg zum Sozialismus“, München, 1930, S. 9.) Die Sozialisierung Europas stand auf der Tagesordnung.
Alexander Galpern, damals Sekretär des Obersten Rates der Freimaurer, bestätigte 1916, dass es unter den Freimaurern Bolschewiken gab.

Zu finden hier: http://whale.to/c/lenin4.html

Nach seiner Machtergreifung in der Heimat 1917 regierte Lenin zehn Monate lang intensiv als Ministerpräsident, bis zum Attentat am 30. August 1918.

Kaplan behauptete, allein gehandelt zu haben, doch die Tscheka war angesichts ihrer früheren Verbindungen zur Terrorgruppe innerhalb der Sozialistischen Revolutionären Partei und der Tatsache, dass der Chef der Petrograder Tscheka Moisei Uritsky am selben Tag ermordet wurde, nicht überzeugt.

„Lenin lag mit zwei Schüssen in Hals und Brust danieder, … er habe sich jedoch bald erholt, so daß die Sache »keine Verwirrung in den Reihen des Volkes« verursacht habe. … Von den Verletzungen des 30. August 1918 (durch die Sozialrevolutionärin Dora Kaplan Anm. J.K.) aber erholte sich Lenin nie mehr. Bis dahin war er nie ernstlich krank gewesen. Als er 1896 nach Sibirien verbannt wurde, setzte er eine klimatisch günstige Gegend durch, wo er jagen, fischen, schwimmen und wandern konnte. Das Rauchen hatte er sich auf Wunsch seiner Mutter abgewöhnt, Alkohol und gutes Essen verachtete er. Befielen ihn später im Exil Magen- oder Kopfschmerzen, ging er auf Erholungsurlaub nach Nizza oder Capri.

„Der Spiegel“ 7/1984

Alle Ereignisse der französischen „Befreiung“ liefen derart parallel zu den Vorkommnissen der russischen Oktoberrevolution, dass von Zufall kaum gesprochen werden kann.

Lenin, der durch das „Versagen“ seines girondistisch- sozialdemokratischen „Bruders“ Kerensky zur Machtergreifung geführt wurde, empfand diese Synchronizität ebenso wie die ihn begleitenden Bolschewiki.
Alles schien sich zu überlappen, bis hin zur Ermordung der monarchischen Familien…

Im gleichen Maße wie er die Parteilinke angriff, stärkte Lenin gleichzeitig die Fraktion der Rechten. In diesem Sinne begann er, Stalin zu seinem Nachfolger aufzubauen. Direkt in Anschluß an den 11. Parteikongreß der KPR(B) ernannte das Zentralkomitee am 3. April 1922 auf ausdrücklichen Vorschlag Lenins den Georgier zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei.

Lenin und Stalin 1922

Gerade die letzte Entscheidung könnte auf eine Absicherung einer neudurchdachten Wirtschaftspolitik abgezielt haben, die von der Linken scharf abgelehnt wurde. Der grundlegende ökonomische Wandel (NÖP), den Lenin dem bürgerkriegserschütterten Land im Frühjahr 1921 verordnete, kann tatsächlich nur mit den Reformen Gorbatschows verglichen werden.

1918 hatte Lenin die Privatunternehmen eingeschränkt. Nun gab er zu, daß zur wirtschaftlichen Gesundung Rußlands der Privathandel unerläßlich sei… Jetzt bezeichnete er die Politik, die Entwicklung des Privathandels zu unterbinden, als „dumm und selbstmörderisch“. Und er brachte orthodoxe Kommunisten in Verlegenheit durch den Befehl: “Lernt den Handel“. Lenin wollte das Geldwesen wieder herstellen und erklärte: Wenn es uns gelingt, den Rubel zu stabilisieren, haben wir gewonnen.“ Deja vu?

Nicht länger wollte Lenin die Bauern zwingen, Zwangskollektive zu errichten und die Bodenbearbeitung durch die Kommune besorgen zu lassen. „Was Kollektiv-Pachthöfe anbetrifft, haben wir viele Dummheiten gemacht. Die Frage der Kollektiv-Höfe steht nicht auf der Tagesordnung. Wir müssen uns auf den einzelnen Bauern verlassen… Wir müssen dem Mittelbauern mehr Beachtung widmen. Der tüchtige Bauer muß die Hauptfigur unserer wirtschaftlichen Gesundung sein.“

Lenin, „Gesammelte Werke“, Band XXVI, Seiten 37, 48, 241, 243, 246f, 305

Yuri Larin (eigentlich Mikhail Aleksandrovich Lurie), der für die hemmungslosen Verstaatlichungsdekrete von 1918 verantwortlich war, schickte Lenin demonstrativ „wegen seiner Gesundheit“ ins englische „Exil“, indem er dem dortigen Sowjetbotschafter Krassin den Ratschlag erteilte „ihn so lange in London wie möglich“ zu behalten. Als wichtigsten Punkt zur Behandlung Larins unterstrich der Kreml-Chef folgende Worte: „Wenn Sie auch nur an eine einzige von seinen Statistiken glauben, fliegen Sie aus dem Dienst.“

„Leninski Sbornik, Miszellen über Lenin“, Moskau 1924, Band XXXV, Seite 318. Nach Shub, „Lenin“, Seite 438f.

“Zum vierten Jahrestag der Oktoberrevolution“ verkündete Lenin am 14. Oktober 1921: “Wir sind gerade jetzt dabei, mit unserer “Neuen Ökonomischen Politik“ eine ganze Reihe unserer Fehler zu korrigieren, wir lernen, wie man das sozialistische Gebäude in einem kleinbäuerlichen Land ohne diese Fehler weiterzubauen hat… Wir, die wir in drei und vier Jahren gelernt haben, schroffe Wendungen zu machen, haben nun begonnen, die neue Wendung, die “Neue Ökonomische Politik“ zu lernen. Der proletarische Staat muß ein umsichtiger, sorgsamer, sachkundiger “Unternehmer“, ein tüchtiger Großkaufmann werden sonst kann er das kleinbürgerliche Land nicht ökonomisch auf die Beine bringen… Persönliche Interessiertheit hebt die Produktion; was wir vor allem und um jeden Preis brauchen, ist die Steigerung der Produktion.“

W. I. Lenin, Zum vierten Jahrestag der Oktoberrevolution, in: Lenin, Werke, Band 33, Dietz Verlag, Berlin 1962, Seite 31 ff. Lenins Artikel wurde seinerzeit in der Prawda, Nr. 234, 18. Oktober 1921 veröffentlicht.

Mit dieser Politik – der Entmachtung der Linken, der Inthronisierung Stalins als seinem Nachfolger und der wirtschaftlichen Liberalisierung des Landes – hatte sich der Kreml-Chef die tödliche Feindschaft Trotzkis eingetragen. Vielleicht sollte er nicht zuletzt diese Gegnerschaft am Ende mit seinem Leben bezahlen. Die letzte Station Lenins auf dem Weg in den Tod war die Konferenz von Genua, die im Frühjahr 1922 mit dem deutsch-sowjetischen Vertrag von Rapallo geendet hatte. „Jetzt“, kommentierte der Bolschewistenführer am 28. April, „bedeutet Genua wiederum eine (Kriegs)’Atempause‘ in einem unvergleichlich größeren, weltweiten Maßstab, eine Atempause zwischen dem Krieg gegen Sowjetrußland, den die Bourgeoisie der ganzen Welt geführt und verloren hat, und einem neuen Krieg, den diese Bourgeoisie vorbereitet, den sie aber bis jetzt noch nicht ganz vorbereitet hat.“

Lenin, Werke, Nr. 33, Dietz Verlag, Berlin 1962, Seite 331. Das Zitat bezieht sich auf ein Vorwort zu der Broschüre „Alte Artikel über zeitnahe Themen“

Nur wenig später wurde Walther Rathenau, der deutscherseits den Vertrag von Rapallo ausgehandelt hatte, erschossen (angeblich von deutschen Faschisten).

Wolfgang Eggert schreibt dazu: „Die politische Vorteilsnahme legt die Vermutung nahe, daß hier die englische Regierung und Zionisten ihre Finger im Spiel gehabt haben könnten. Angesichts der Tatsache, dass der jüdischbritische Topagent Ignaz Trebitsch-Lincoln seinerzeit erfolgreich die des Mordes beschuldigte „Organisation Consul“ für seine Auftraggeber infiltriert hatte, scheint es sich dabei auch im praktischen Sinne um keine allzu abwegige Überlegung zu handeln.“

Warum?

Weil die Verbindungen zwischen Trotzki/ Russland und der Faschistischen Seite enger waren, als man es gern gesehen hätte. Auch die zwischen der KPD nach Liebknecht & Luxemburg und den Playern des Kapp-Putsches. Wieso also sollten sie Rathenau ausschalten wollen? Der Vertrag diente Deutschland und schadete dem Lande nicht, wie viele andere…

Und auch der erste Mann der Sowjetunion sollte dem ihm zugedachten Schicksal nicht entgegen. Am 23. April 1922 ließ sich Lenin im Moskauer Botkin-Krankenhaus durch operativen Eingriff eine der Kugeln entfernen, von denen er am 30. August 1918 bei dem Attentat getroffen worden war. Eigentlich ein Routineeingriff. Dem behandelnden Arzt brachte diese Leistung einen Eintrag im Geschichtsbuch ein.

Lenin klagte jedoch weiter über Nervenschmerzen, der Berliner Professor Moritz Borchardt operierte ihm nur eine der Attentatskugeln aus dem Hals (die andere wurde erst bei Lenins Obduktion gefunden).

Noch in der Nachbehandlung aber erlitt der prominente Patient am 20. Mai (26. Mai) einen schweren „Schlaganfall“. Auf kurze Zeit verlor er die Sprache und die Fähigkeit, seine rechte Hand und sein rechtes Bein zu bewegen. Während weniger Wochen konnte er weder sprechen noch gehen.

Lenin: »Das ist das erste Klingelzeichen.« Der deutsche Neurologe Otfried Foerster behandelte ihn.

Erst Anfang Oktober war Lenin wieder hergestellt. Er genas damit gerade rechtzeitig, um die Machtübernahme des Faschismus in Italien mitzuerleben, die von der Moskauer Komintern unterstützt worden war. Lenin wußte über die zionistisch-trotzkistisch-freimaurerischen Verbindungen des Duce-Förderers Volpi. Er wußte, daß Mussolini in der Schweiz mit Trotzki und Parvus zusammengetroffen war. Er wußte, daß hinter allen drei Männern der Freimaurer-Orden „Grand Orient“ stand, den aller Wahrscheinlichkeit nach Israel Laszarewitsch alias Parvus Helphand höchstselbst leitete. Er konnte kaum übersehen, daß Logenbrüder „in den Reihen der faschistischen Bewegung führend vertreten“ waren.

So der Freimaurerforscher Ralf Melzer in „Konflikt und Anpassung. Freimaurerei in der Weimarer Republik und im „Dritten Reich“, Braumüller, Wien 1999, Seite 72

Und er ahnte, was der Aufstieg des vehement antisowjetischen Nationalsozialismus in Deutschland bedeutete. Wie Jabotinskys „Zionistischen Revisionisten“ richtete sich auch Hitler gegen die Sowjetunion, das Land des ethnischen Ausgleichs und der Judenassimilation, jenem weltweit ersten Staat, in dem der Zionismus als reaktionäre Organisation betrachtet und entsprechend behandelt wurde. Als im Oktober mit der französischen Freimaurerei die Dachgesellschaft gleichgerichteter Zirkel in Rußland eine umfassende Verhandlungsoffensive in Sachen Sowjetunion anstrengte, sah sich Lenin trotz seiner angeschlagenen Gesundheit gezwungen, zu handeln.

Zum Jahreswechsel 1922/1923 hatten die französischen Logen des „Grand Orient“ und der „Grande Loge“ die Pariser Regierung aufgefordert, die Gesandtschaften beim Vatikan aufzuheben und die Beziehungen zu Sowjet-Rußland wiederaufzunehmen.

Amtlicher Bericht der Grande Loge de France vom Oktober 1922, Seite 286 sowie vom Januar 1923, Seite 39. Abgedruckt bei Friedrich Hasselbacher, „Entlarvte Freimaurerei“, Band n, 1938 (3. Auflage), Archiv-Edition im Verlag für ganzheitliche Forschung und Kultur, Viöl 1993, Seite 157f.)

Um dieses Ziel zu verwirklichen, schuf der „Grand Orient“ das “Komitee für neue französisch-russische Freundschaft“. Der französische Ministerpräsident, Br. E. Herriot, verkündete daraufhin: “Wir bereiten von nun an die Wiederaufnahme normaler Beziehungen zu Rußland vor“.

d’Argile, Rene, Das Geheimnis um die Ursachen des 2. Weltkrieges, Verlag Karl Heinz Priester, Wiesbaden 1958, Seite 166

Die Hintergründe dieses Versuchs, das isolierte Rußland wieder mit dem Westen zusammenzuführen sind bis heute nicht bekannt. Lenin selbst scheint Kriegsplanungen als Motiv angenommen zu haben.

Am 13. November wagte er es beim 4. Kongreß der Kommunistischen Internationale zu erscheinen. Von seiner üblichen Gruppe begleitet, kam er in den Saal und ging direkt auf die Rednerbühne zu. Delegierte verschiedener Länder standen auf und fingen an, die “Internationale“ zu singen, jeder in seiner eigenen Sprache. Lenin stand schweigend, den Kopf auf die Seite geneigt. Dann fing er langsam zu reden an, mit seinen Kräften haushaltend. Bald jedoch sprach er lauter und schneller… Mitten in seiner auf deutsch gehaltenen Rede ließ Lenins Kraft nach. Seine Stimme wurde schwächer… am Ende war er schweißgebadet.

Shub, Lenin, S. 437 f.

Alle Anwesenden müssen gespürt haben, dass ihr angeschlagenes Idol nicht aus bloßer Höflichkeit gekommen war, sondern daß es diesem mit seinem Erscheinen um weit mehr, um eine Art Vermächtnis, ging. Deshalb ist die Frage interessant, was diesen Kongreß so besonders macht, was ihn aus der Masse gleichartiger Sowjet-Veranstaltungen heraushebt.

Die Antwort: Lenin lenkte die Aufmerksamkeit der Delegationen auch auf eine bestehende Kriegsgefahr und verdammte im gleichen Atemzug das internationale Logenwesen.

„Die auf dem 4. Kongress der Kommunistischen Internationalen unerwartet aufgedeckte Tatsache, dass eine beträchtliche Zahl französischer Kommunisten Freimaurerlogen angehörten,…

Der Kongress forderte das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Frankreichs auf, bis zum 1. Januar 1923 alle Verbindungen der Partei, sei es in Form von Einzelpersonen oder Gruppen, zur Freimaurerei aufzulösen.“ (https://de.internationalism.org/content/1079/marxismus-gegen-freimaurerei)

Auf diesem Kongreß wurde folgender Beschluss gefaßt: “Es ist eine unbedingte Notwendigkeit, daß die führenden Organe der Partei alle Brücken abbrechen, die zum Bürgertum führen, und deshalb auch einen radikalen Bruch mit der Freimaurerei vollziehen. Der Abgrund, der das Proletariat vom Bürgertum trennt, muß der kommunistischen Partei voll zum Bewußtsein gebracht werden. Ein Bruchteil der führenden Elemente der Partei (in Frankreich) hat versuchen wollen, über diesen Abgrund verborgene Brücken zu schlagen und sich der Freimaurerlogen zu bedienen.“

Gelistete Redner auf dem Kongress: https://royalgodenu.org/920329-4th-world-congress-of-the-CYKKOG

Die Häupter der Freimaurerei sahen dieses Verhältnis freilich in umgedrehter Konstellation. So erklärte der Großmeister des „Grand Orient“ de France Br. Corneau bereits im Dezember 1919, daß die Freimaurer sich des Bolschewismus bedient hätten.

„Die Freimaurerei ist die unredlichste und infamste Prellerei des Proletariats seitens eines nach der radikalen Seite neigenden Bürgertums. Wir sehen uns gezwungen, sie bis aufs äußerste zu bekämpfen.“

Allan Oslo, Freimaurer…, sowie Adamheit, Th., Rote Armee, Rote Weltrevolution, Roter Imperialismus, 1935, Seite 94

Der 4. Kongress der Komintern war der letzte öffentliche Auftritt Lenins.

Shub, Lenin, S. 438

(Anmerkung JK: Der Freimaurer Karl Marx hatte bereits in den Anfängen der „Internationale“ (IAA) dafür gesorgt, dass sie keine homogene Kraft für die Interessen der Arbeiterbewegung werden konnte, indem er u.a. die anarchistischen Kreise um Bakunin von ihr ausschloss, wodurch sie von Beginn an gespalten war.)

Der geschichtliche Mainstream bescheibt diese Phase wie folgt:

„Für den 31. Oktober 1922 erlaubten ihn die Ärzte, 15 Minuten im Andreas-Saal des Kreml zu reden. Er aber feierte nun die Rückgewinnung von Wladiwostok, aus dem die Japaner abgezogen waren: »Niemals werden wir eine einzige Eroberung, die wir gemacht haben, wieder herausgeben.« Das war nicht mehr die Sprache des Weltrevolutionärs.

Zwei Wochen darauf brach er eine Rede – auf deutsch – vor dem Kongreß der Kommunistischen Internationale in Moskau vorzeitig ab. Nochmals eine Woche später übertrug er seine Funktionen förmlich auf seine Vizepremiers, die allerdings erst einmal zur ärztlichen Behandlung nach Deutschland fuhren.“

„Der Spiegel“ 7/1984

Das wars. Kein Wort über bestimmte Inhalte der Rede, weitere Enthüllungen zu Mitgliedschaften in französischen Freimaurerlogen und gleichzeitig der Kommunistischen Partei.

Die gesamte (nicht abgebrochene) Rede Lenins ist abgedruckt in LW Band 33, Seite 404 ff.

Trotzki: Resolution zu den französischen Freimaurer-Infiltrationen unter: https://sites.google.com/site/sozialistischeklassiker2punkt0/trotzki/trotzki-kommunistische-taktik/leo-trotzki-resolution-der-franzoesischen-kommission

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Ende November verschlechtert sich Lenins Gesundheitszustand abermals rapide. Am 25. November 1922 verordneten die Ärzte absolute Ruhe. Von diesem Tag an hörte Lenins geregelter Arbeitsplan auf. Er ging nicht mehr regelmäßig in sein Büro, empfing nicht mehr so viele Menschen.

Shub, Lenin, S. 438

Es scheint, daß er in diesen Tagen Resümee über sein politisches Leben und Wirken zog und in der für den Kommunismus so typischen Form der Selbstkritik das Wesen der Politik sowie eigene Fehler neu überdachte. Sorgfältig durchdachte er die Fragen der Außenpolitik, des Kampfes gegen die Kriegsgefahr.

Am 4. Dezember 1922 erließ Lenin seine geheimnisvollen Direktiven zu den Aufgaben der Sowjetdelegation auf dem Haager Friedenskongress. Lenin schrieb seine “Notizen über die Aufgaben unserer Delegierten im Haag“ unmittelbar vor seinem körperlichen und politischen Niedergang.

Wir lesen: “Man muß den Menschen erklären, daß der Krieg in großer Heimlichkeit entsteht, und ihnen klarmachen, wie hilflos die Arbeiterorganisationen einem wirklich drohenden Krieg gegenüberstehen, auch wenn diese Organisationen sich revolutionär nennen. Wir müssen, was sich während des letzten Krieges abspielte, berichten und analysieren. Man muß allen Anwesenden klarmachen, daß sie es nicht wissen; oder vorgeben, es zu wissen, während sie in Wahrheit nur die Augen und Ohren vor dem eigentlichen Kernpunkt der Frage verschließen. So lange man diesen nicht versteht, werden alle Anstrengungen, den Krieg zu bekämpfen, völlig gegenstandslos und unnütz sein.“ (Anmerkung: Die Kursivsetzungen entsprechen nicht der Originalvorlage. Sie dienen an dieser Stelle dem Zweck, den durch offenkundige Zensurstellen zerrissenen Text übersichtlicher zu gestalten.) So lauteten die Anweisungen, die Lenin der kleinen Gruppe von Bolschewisten mitgab, die an der Haager Konferenz vom 10. bis 15. Dezember 1922 teilnahmen.

Es findet sich zumindest ein Textbruch, in dem vermutlich die eigentliche Essenz, das angesprochene Geheimnis verborgen lag. Sicher ist: Wenn er “die große Heimlichkeit, in der der Krieg entsteht“ (Im Original: “Velika taina v kotoroj vojna roschdajezja“) betonte, sprach er von der höchst einfachen und erschreckenden Tatsache, daß der Krieg als solcher nicht das Resultat gewaltiger historischer Kräfte ist (Ein Offenbarungseid des Kommunismus, der seit Marx den Krieg als notwendige imperiale Konsequenz des Kapitalismus definierte), sondern aus heimlichen und kaum beachteten konspirativen Unternehmungen entsteht.

Wolfgang Eggert, „Der Geheimvatikan – Band 2“ S. 277 ff

Die Völker sind diesen Dingen gegenüber hilflos, weil sie nichts von ihnen ahnen. Lenin spielte damit auf etwas an, dass er und der Delegationsleiter Radek außerordentlich gut kannten… von der ungeheuren Macht geheimer Organisationen: beide waren Freimaurer (Die Ludwigshafener Neue Abendzeitung schrieb am 9. 2. 1937, der Stalin’sche Prozeß gegen Radek habe ergeben, daß Radek “Meister vom Stuhl“ der Sowjetloge “Stern des Nordens“ gewesen sei. Diese habe in “engster Beziehung zur französischen Freimaurerei“ gestanden. Radeks Zugehörigkeit zum „B’nai B’rith“ überliefert der erste Aufseher der „Johannisloge Scharnhorst“ zum deutschen Glauben, der Freimaurer Hensel, in dem Buch Die Freimaurerei am Scheidewege) jüdischer Herkunft (Radek, dessen eigentlicher Name Chaim Bernhardowitsch Sobelsohn lautete, wurde als Sohn jüdischer Eltern 1885 in Lemberg (Galizien) geboren. Lenins Großvater mütterlicherseits, Alexander Blank war ebenfalls Mosae).

Und beide hatten wenige Wochen vor dem Attentat an dem österreichischen Thronfolger zu Sarajewo die maurerischen Mörder im Dunstkreis des Pariser „Grand Orient“ – der apokalyptischen Versorgungszentrale von Trotzkismus, Zionismus und antideutscher Einkreisung getroffen. Sprach Lenin hier von den Machenschaften des Geheimvatikans vor Ausbruch des Krieges? Erwähnte er in diesem Zusammenhang die revolutionäre und kriegerische Rolle der jüdisch-okkulten Bankhäuser Rothschild bzw. Kuhn, Loeb & Co., deren Emissäre gerade erst Moskau besucht hatten, um den roten Kreml für ihren Faschisierungskurs zu gewinnen!?

Unnötig zu erwähnen, daß sein Auftrag zur Offenlegung der Geheimhintergründe des ersten Weltkrieges von den Delegierten nicht befolgt wurde. Zumindest belegen die offiziellen Protokolle des Kongresses keine derartigen Ausführungen. Die Wörter „Freimaurer“ etc. finden sich in den erhaltenen unzensierten Dokumenten ebenfalls nicht (außer bei Redemanuskripten von Trotzki, versteht sich…)… Und so bleiben es (bei Eggerts Aussagen) Spekulationen, auch wenn sie schlüssig sind.

Trotzdem scheint Lenin mit der Haager Direktive sein eigenes Todesurteil gesprochen zu haben, denn nur wenige Tage nachdem er diese Zeilen abgefaßt hatte, erlitt er eine Folge mysteriöser Schlaganfalle, die seiner wahrnehmbaren Macht abrupt ein Ende setzten. Offiziell blieb im Gedächtnis, dass auch dies als Folge des Attentates begründet wurde. Seine physische Entfernung aus der Tagespolitik begann, die Installation einer Ikone wurde eingeleitet.

EXKURS – Nebenschauplatz der verborgenen Mächte:

Am 20.Dezember 1922 verkündet die amerikanische Zeitung „New York Times“, dass der Autohersteller Henry Ford die deutsch-nationalistische und antisemitische Bewegung von Adolf Hitler im Deutschen Reich finanziere. Zwei Jahre zuvor machte sein Auftragswerk „Der internationale Jude“ Schlagzeilen und wurde nach der Festsetzung in Landsberg zur Vorlage für den Schinken „Mein Kampf“, welcher (von einem „Autorenkollektiv“) in angepasster (und entschärfter) Form für die empfängliche Leserschaft publiziert wurde.

Siehe hier auch meine Abhandlung: Wer schrieb „Mein Kampf“?

EXKURS II – Weiterer Nebenschauplatz:

Anstatt mit der Regierung zusammenzuarbeiten – was angesichts des Rapallo-Vertrages gar nicht ungewöhnlich gewesen wäre – oder eine entschlossene KPD-Politik zu betreiben, spielte die Komintern gar den Nazis zu. Ende 1922 operierte Dr. Karl Radek in offener Anspielung auf den Faschismus mit dem Gedanken „des Zusammenschlusses der heterogensten Elemente der ganzen Welt zum Nutzen Rußlands und Deutschlands.“

Otto-Ernst Schüddekopf, „Nationalbolschewismus in Deutschland 1918-1933“, Ullstein, Frankfurt 1972, Seite 103

Jetzt, im Mai und Juni 1923, pries er mit dem von Franzosen erschossenen Widerstandskämpfer Albert Leo Schlageter ausgerechnet einen Nationalsozialisten öffentlich als Volkshelden. Das war quasi ein Bündnisangebot an die braunen Nationalisten und ging in die Geschichte ein als die Geburtsstunde des „Schlageter-Kurses“ der KPD, was sich schon in aller Kürze auswirkte: Die kommunistische Parteizeitung „Rote Fahne“ wurde dem völkischen Grafen Reventlow für seine Auslassungen zur Verfügung gestellt.

Nach dem Kriege war Graf Ernst zu Reventlow Mitbegründer der Deutsch-Völkischen Freiheitspartei (seit 1924 als MdR). Er schrieb 1924: „Völkisch-kommunistische Einigung?“ Seit 1927 Mitglied der NSDAP (seit 1928 MdR) Er war und blieb ein Gegner Englands und befürwortete eine Verständigung mit Rußland.

Eine Broschüre wurde herausgegeben, in der Aufsätze von Karl Radek neben denen von Moeller van den Brück, dem Verfasser des „Dritten Reiches“nebeneinander standen. 

Moeller van den Brück gilt als Schöpfer des Begriffs „Drittes Reich“. Unter diesem Titel erschien zugleich sein Hauptwerk.

Karl Radek, der sich mit beiden Männern persönlich traf, standen vorübergehend die Spalten rechtsextremer Blätter offen. Nicht nur der Revolutionskrieg gegen Frankreich, auch die gemeinsame Zerschlagung des polnischen Staates und sogar die gemeinsame Abwehr einer alliierten Blockade des Kontinents waren damals Themen der national-bolschewistischen Strategieüberlegungen.

Fischer, Ruth, 1950, Seite 326 und 329

Die aus kommunistischer Sicht befremdliche Deutschlandpolitik Radeks bestätigte der Ex-Botschaftsrat an der Pariser Sowjetbotschaft Grigorij Bessedowski.

(Grigorij Bessedowski, eigentlich Weinstein, zeitweilig gar sowjetischer Geschäftsträger in Paris. Entfloh im Oktober 1929 unter dramatischen Umständen aus der Pariser Sowjetbotschaft und stellte sich unter den Schutz der französischen Behörden, die ihn an einem geheimen Ort in Frankreich versteckten. Dort bekam Bessedowksky jedoch schon nach kurzer Zeit durch die Post eine offizielle Vorladung aus Moskau zugestellt, in der er aufgefordert wurde, sich vor einem Moskauer Gericht als Landesverräter zu verantworten. Er scheint die Zeiten jedoch überdauert zu haben, denn der 1928 aus der Sowjetunion geflohene Stalin-Sekretär Boris Baschanow berichtete später, Bessedowsky noch 1950 gesprochen zu haben. (B. Baschanow, „Ich war Stalins Sekretär“, Frankfurt/M 1977, Seite 238)

Ende der 20er Jahre nach seinem Bruch mit Moskau im ersten Teil seiner Memoiren. Hier findet sich im Abschnitt „Radek Hauptbevollmächtigter der Komintern für Deutschland“ der Bericht über die Teilnahme an einem Gespräch mit Radek in der Warschauer Sowjetbotschaft während des Jahres 1923. Dort heißt es: „Mit Bezug auf Deutschland sollte, wie Radek sagte, die Taktik für das erste Stadium der Revolution dieselbe bleiben. Man müsse solche Losungen aufstellen, die einen möglichst großen Teil der kleinen Bourgeoisie unter die Fahnen der Revolution ziehen. Eine davon müsse der Revolutionskrieg mit Frankreich sein. Radek meinte, daß man dank einer solchen Losung innerhalb einer gewissen Zeit die Mitarbeit der nationalistischen Kreise, die sich um den Grafen Reventlow gruppieren, erzielen könnte. Die Hauptaufgabe sei, einen Schlag gegen die Sozialdemokratie und die linken bürgerlichen Gruppierungen zu führen.“

G. Bessedowsky, „Im Dienste der Sowjets. Erinnerungen“, Leipzig (Grethlein) 1930, Seite 164f.

Diese Ausführungen decken sich voll und ganz mit der von der deutschen KP-Führerin Ruth Fischer 1950 beschriebenen Radek-Politik. 

Ruth Fischer, „Stalin und der deutsche Kommunismus“, Verlag der Frankfurter Hefte, Frankfurt/M 1950, Seite 328

Die im Mai 1924 für die KPD in den Reichstag gewählte Kommunistin traf als KP-Abgeordnete in den Jahren ab 1924 verschiedentlich mit Graf Reventlow im Reichstagsausschuß für auswärtige Angelegenheiten zusammen, wobei ihr Reventlow über viele Einzelheiten der Querverbindungen zwischen den Deutschnationalen und der Komintern berichtete. 

Ruth Fischer, a.a.O., Seite 326, 329

Was die seit Mai 1923 als „Linke“ im Zentralkomitee der KPD agierende Trotzkistin in ihren Erinnerungen wohlweislich verschweigt, ist die Tatsache, dass sie Radeks pro-faschistische Kampagne in Deutschland voll mittrug. In diesem Sinne erklärte sie – als Jüdin! – vor einer Versammlung national-sozialistischer Studenten: “Das deutsche Reich… kann nur gerettet werden, wenn Sie, meine Herren von der deutsch-völkischen Seite, erkennen, daß Sie gemeinsam mit den Genossen kämpfen müssen, die in der KPD organisiert sind. Wer gegen das Judenkapital aufruft,… ist schon Klassenkämpfer, auch wenn er es nicht weiß… Tretet die Judenkapitalisten nieder, henkt sie an den Laternen auf, zertrampelt sie!“

Kommunistin, Antikommunistin und zurück: Ruth Fischer 1951 im Alter von 60 Jahren auf einer Vortragsreise in Deutschland. Damals arbeitete sie für die Universität Harvard

Zepp-LaRouche, Helga, Das Hitler-Buch, Schiller-Institut, Seite 78f. sowie Ossip K. Flechtheim, „The Communist Party of Germany in the Weimar Republic“ („Die Kommunistische Partei Deutschlands in der Weimarer Republik“), Offenbach 1948. Ruth Fischer wurde 1936 in den Trotzkistenprozessen als Mittelsfrau Trotzkis belastet.

Ausfälle dieser Art waren beileibe kein Einzelfall. Der in Deutschland lebende Jude und Exzionist Jakob Moneta schrieb, daß die KPD als Organisationsganzes 1923 mit antisemitischen Ideen liebäugelte.

Verein „Gegentagung zum Herzl-Jubiläum“, „Hundert Jahre Zionismus – Befreiung oder Unterdrückung?“, ISP-Verlag, Köln 1998, Seite 25

Raymond Poincaré (1913)

Noch während Lenin quasi bewegungsunfähig „auf dem Totenbett“ lag und so im Lande eine Art Machtvakuum entstand, versuchte Trotzki in Deutschland einen Umsturz nach dem italienischen Vorbild zu lancieren. Die Voraussetzungen hierzu „hatten sich ergeben“, als der französische „Grand Orient“-Bruder Ministerpräsident Poincaré im Januar 1923 das Ruhrgebiet besetzten ließ und Berlin den passiven Widerstand ausrufen ließ.

Siehe das Jahrbuch 1913/14 des Vereins deutscher Freimaurer bzw. „Berliner Monatshefte für internationale Aufklärung“, Hrsg. Dr. h. c. Alfred von Wegerer, Februarheft 1931, Aufsatz von C. H. Norman, London: “Grand Orient – Zwischenfälle am Sonntag dem 28. Juni 1914 in London“, Seite 177 ff.

Wohl um dem ungleichen Verbündeten den letzten Schritt an die Macht zu erleichtern, setzte Trotzki gleichzeitig eine von vornherein zum Scheitern verurteilte linksradikale Offensive in Gang. Aufstände, Volksfrontregierungen und Separatismus griffen um sich. Die Zeit zum Handeln schien reif und tatsächlich beschlossen Hitler und Genossen im Spätsommer dem Vorbild Mussolinis zu folgen und von der NS-Hochburg München aus auf die Hauptstadt zu marschieren. Weil die rechtskonservative bayerische Regierung Kahr aber ihre zuvor bekundete Solidarität kurzerhand zurückzog, scheiterte das Marathon-Unternehmen bereits an der Münchner Feldherrnhalle.

Ministerpräsident Gustav von Kahr

Nichtsdestoweniger fiel das Engagement der deutschen Kommunisten ins Auge: Nur wenige Tage vor dem Putsch wurde der kommunistische Reichtagsabgeordnete Karl Remmele auf einer Kundgebung in Stuttgart mit begeistertem Beifall „von Faschisten und Arbeitern“ umjubelt, wie die „Rote Fahne“ am 10. August 1923 zu melden wußte. Und noch nach dem Fehlschlag des Aufstandes hielt das Stadtpolizeiamt Augsburg hinsichtlich der Münchner Vorkommnisse und deren Sympathisanten fest: „Unter den Demonstranten wurden auch Anhänger der KPD und der kommunistischen Jugend wahrgenommen, die sich eifrig an den „Heil Hitler“-Rufen beteiligten.“

BHStA. München MInn 73694 nach Wolfgang Boewig, „Der Hitler-Putsch. Vorgeschichte, Verlauf und Prozeß“, Verlag VA WS, Bingen 1994, Seite 188

General Ludendorff, einer der Führer des Hitler-Putsches, schrieb später darüber hinaus von dem „Gerücht, daß das (präputschistische) Unternehmen Kahrs von einem jüdischen Bankhaus in München mit ‚amerikanischem‘ Gelde, d. h. mit Juden-… Geld gefördert wurde.“

General Ludendorff, „Auf dem Weg zur Feldherrnhalle“, Archiv-Edition im Verlag für ganzheitliche Forschung“, Viöl 1996, Seite 101

Und auch ein bedeutender Teil der Freimaurerei scheint – wie schon bei der Machtergreifung des Faschismus in Italien – Gewehr bei Fuß gestanden zu sein. Nachdem die im Reich bestimmenden „Altpreußischen Logen“ am 27. Mai 1922 über der nationalen und antisemitischen Frage ihren Austritt aus dem Deutschen Großlogenbund erklärt hatten, begannen unmittelbar darauf verschiedene Münchner Logen stark im rassistischen Fahrwasser zu schwimmen.

Siehe Ralf Melzer, „Konflikt und Anpassung. Freimaurerei in der Weimarer Republik und im „Dritten Reich“, Braumüller, Wien 1999, Seite 32ff. und 85

Dies führte so weit, daß mit dem genannten General Ludendorff die Nummer 2 der NSDAP und der Nestor des „völkischen“ Kampfes gegen jede überstaatliche Macht – im Mai 1923, zu einem Logenabend geladen und erschienen – erklärte, er müsse seine Haltung zur Freimaurerfrage revidieren.

Ralf Melzer, a.a.O., Seite 72

Trotzdem konnte den „Führer“ am Ende weder die Wallstreet noch Trotzki retten. An der Seite seiner aktivsten Mitstreiter wurde der unbestrittene Kristallisationspunkt des deutschen Faschismus gefangengesetzt. Die NSDAP wurde verboten. Den endgültigen Durchbruch erlebte der Nationalsozialismus erst Jahre später, nachdem Hitler aus der Haft entlassen war, nachdem die gegen ihn landesweit verhängten Redeverbote fielen und man die Partei wieder zuließ (vor allem, weil der Öffentlichkeit nach den Jahren der Ruhe die Ungefährlichkeit der braunen Bewegung vermittelt worden war).

Lenins Ende

Während sich Radeks Gruppe nach Holland aufmachte, schrieb Lenin in Gorki an Redemanuskripten für den 10. Gesamtrussischen Sowjetkongreß. Am 12. Dezember 1922 saß er zum letztenmal an seinem Arbeitstisch in Moskau. Zwei bis drei Tage lang diktierte er Briefe, gab Anordnungen und empfing Genossen. Der Kreml-Chef sorgte sich wegen der Unterbrechung seiner Arbeit und wiederholte oft, daß er sich beeilen müsse, sie abzuschließen. Am 15. Dezember, dem Schlußtag der Haager Konferenz, schrieb er an Stalin: “Ich habe jetzt die Erledigung meiner Angelegenheiten beendigt und kann ruhig abreisen. Am nächsten Tag erlitt er seinen zweiten Schlaganfall. Damit war klar, daß der Sowjetpräsident beim anstehenden Kongreß der Sowjets nicht mehr sprechen konnte. Er sollte in der Tat nie wieder seine Stimme in der Öffentlichkeit verlauten lassen.

„Da machte das ZK Stalin persönlich dafür verantwortlich, daß Lenin die Anweisungen seiner Ärzte befolgte. Stalin suchte die Ärzte aus, die Sekretärinnen Lenins, das Wachpersonal der Geheimpolizei. Und die Ärzte entschieden, wieviel Minuten ihr Patient lesen oder diktieren durfte.

Lenin diktierte: „Das ZK solle um eine Mehrheit von wirklichen Arbeitern erweitert werden.“

Am 24. Dezember 1922 beschloß das Politbüro, Lenin gegenüber allen politischen Nachrichten abzuschirmen, am nächsten Tag diktierte Lenin einen Brief an den Parteitag, der den Parteitag jedoch nie erreichte, im Westen bald als Lenins politisches Testament rekonstruiert, aber erst von Chruschtschow in der berühmten „Geheimrede“ auf dem XX.Parteitag 1956 bekanntgemacht wurde:

»Genosse Stalin hat dadurch, daß er Generalsekretär geworden ist, eine unermeßliche Macht in seinen Händen konzentriert, und ich bin nicht überzeugt, daß er es immer verstehen wird, vorsichtig genug davon Gebrauch zu machen.«

Nachschrift nach zehn Tagen:

»Stalin ist zu grob, und dieser Fehler, der unter uns und in den Beziehungen zwischen den Kommunisten durchaus zu dulden ist, kann in der Funktion des Generalsekretärs nicht geduldet werden. Deshalb schlage ich den Genossen vor, sich zu überlegen, wie man Stalin versetzen könnte, und jemand anderen an seine Stelle zu setzen …«

„Der Spiegel“ 7/1984

Eine Frage drängt sich mir förmlich auf: Waren diese und spätere Sätze um Lenins vermeintlichen „Stalin-Bewertungen“ eine „Einlassung“ Chrustschows zur Legitimation wiederum seiner eigenen Doktrin in Abgrenzung zu seinem (Über)-Vorgänger, welcher ja den gleichen Lenin zur Begründung seiner Macht benötigte, indem er ihn (entgegen Lenins eigener Weisung) postum ikonisierte? Schließlich war es ja nicht Lenins Idee, in einer Art Schneewittchensarg noch 100 Jahre nach dem Ableben zur Schau gestellt zu werden. Seifenoper-Dichtungen zu diesem Zeitraum füllten zudem Lenin-Biographien aller Richtungen. „Zyankali“ habe Lenin selbst verlangt, um seinem unerträglichen Leiden ein Ende zu bereiten, aber Stalin brachte es nicht übers Herz…, es gäbe noch Hoffnung … etc.pp.ff

Es folgten Monate einer strengen Isolation (Lenin: »Wenn ich in Freiheit wäre …“). Das Politbüro bestimmte nun auch, wer den Kranken besuchen durfte. Die Ärzte untersagten Lenin, auf dem nächsten Parteitag aufzutreten und sogar Zeitungen zu lesen.

Als er einen stalinkritischen Artikel für die »Prawda« verfaßte, wandte sich Propagandachef Bucharin zusammen mit den Stalinisten gegen die Veröffentlichung. Der ZK-Sekretär Kuibyschew empfahl, nur ein einziges Exemplar der »Prawda« zu drucken, exklusiv für den Premier, damit dieser glaube, sein Wille sei ausgeführt. Am 5. März 1923 – auf den Tag 30 Jahre vor seinem eigenen Tod – eröffnete Stalin den offenen Gegenangriff per Psychoterror: Er beschimpfte am Telephon auf die unflätigste Weise Lenins Frau Krupskaja, weil sie zugelassen hatte, daß Lenin die stalinfeindlichen Briefe diktierte.

Lenin verlangte von Stalin eine Entschuldigung, dann brach er alle persönlichen Beziehungen zu ihm ab, um – so sagte angeblich die Krupskaja – »Stalin politisch zu vernichten«. Trotzki stand Lenin nicht zur Seite, sondern fing an, sich in Krisenzeiten krank zu melden.

Am 9. März 1923 erlitt Lenin einen dritten Schlaganfall. Er hatte hohes Fieber, die rechten Gliedmaßen waren vollständig gelähmt und der fast völlige Verlust des Sprech- und Schreibvermögens, der ihn bis zu seinem Tode entscheidend aus der Politik heraushalten sollte, war eingetreten. Lenins ganzer Wortschatz bestand aus wenigen Vokabeln, die ihn ganz besonders bewegt haben mögen, wie “Lloyd George“, “Konferenz“, “Unmöglichkeit“ und einigen anderen.

Er sollte seine Artikulationsfähigkeit nie mehr zurückgewinnen. (Das politische Ende der Karriere des Faschismusbewunderers Lloyds George fiel fast auf den Tag genau mit der „Machtergreifung“ Mussolinis zusammen.)

Nach einem halben Jahr kam Lenin spontan für zwei Tage noch einmal nach Moskau, besichtigte im Rollstuhl eine landwirtschaftliche Ausstellung und suchte in seinem Kreml-Büro vergebens nach seinem politischen Testament. Seine Leibwächter, so ihr Rapport, »überredeten« ihn zur Rückkehr nach Gorki.

»Als die Krankheit schon unabwendbar nach ihm gegriffen hat und ihn endgültig ans Bett fesselt, fährt Wladimir Iljitsch fort, an die Geschäfte zu denken«, erinnerte 60 Jahre später die »Iswestija« – mit deutlichem Bezug auf Juri Andropow (Nachfolger von Leonid Breshnew als Generalsekretär der KPdSU): Damals, so das Regierungsblatt im Januar 1984 (unter der Überschrift »Abschied“), verzagte der Parteichef nicht, »darüber nachzudenken, was er den Delegierten des (nächsten) Parteitages sagen soll. Doch dieses zu vollenden war ihm nicht mehr bestimmt«. Das hieß: Andropow kehrte nicht mehr zurück, sowenig wie einst Lenin.

„Der Spiegel“ 7/1984

Er versuchte verzweifelt, durch verschiedene Gebärden und Modulation der Stimme eine größere Ausdrucksfähigkeit zu gewinnen. Seine Gebärden waren zwar eindringlich, aber nicht immer verständlich. Dies regte den Kranken derartig auf, daß er in solchen Augenblicken höchster Erregung Ärzte, Krankenpflegerinnen, Bediente, einfach alle, aus dem Zimmer wies.

Über Lenin, Bd.ffl, S. 134f. nach Shub, „Lenin“, Seite 443

Doch es gab schon damals eine etwas näherliegende, naturwissenschaftliche Erklärung: Der arteriosklerotische Zustand des Blutgefäßsystems war kurzfristig herbeigeführt worden, und zwar durch eine medizinisch fundierte Vergiftung. Lenin selbst jedenfalls war der Ansicht, daß man ihn vergiftete.

„Der Spiegel“ 7/1984 nach: Paul Chartess, „Strategie und Technik der geheimen Kriegführung. Teil II“, Docupress, Berlin (West) 1987, Seite 114

»Im Dezember 1923 brachte mich L. B. Kamenew nach Gorki, wo ich ein Porträt, eine genaue Skizze des kranken Lenin anfertigen sollte. Wir trafen Krupskaja. Sie sagte, daß man an ein Porträt nicht einmal denken dürfe. Tatsächlich konnte Lenin, wie er halb in eine Decke eingewickelt in seinem Liegestuhl lag und mit dem hilflosen, verzerrten Lächeln eines Menschen, der in die Kindheit zurückgefallen war, an uns vorbei blickte, nur noch als Anschauungsmaterial für seine furchtbare Krankheit, nicht aber für ein Porträt dienen.« (»Nowy schurnal«, 1961, Nr. 65, S.149,141, und 142)

Auszug:

„Gerüchte, auf diese Weise habe in Wahrheit Stalin den hinderlichen Lenin umgebracht, stützten sich auf den Bericht eines Leibwächters Lenins, sein Schützling habe schon zwei Tage vor dem Sterbetag in Agonie gelegen. Eine ehemalige Gulag-Insassin behauptete, im Lager den Koch Lenins getroffen zu haben, der ausführlich Lenins Verdacht schilderte, er werde vergiftet.

„Stalin-Feinden“ fiel auf, dass eine gerichtsmedizinische oder chemische Untersuchung des Leichnams von Lenin nicht stattfand, obwohl der natürliche Tod eines Herrschers in der Geschichte Rußlands die Ausnahme von der Regel war. Bei allen Krankheiten und Todesfällen in der so gut geschützten und medizinisch so nachhaltig betreuten Kreml-Führung gedieh fortan das Mißtrauen gegenüber den amtlichen Gesundheitskommuniques.“

Vielleicht zeigte er aus dieser Angst heraus auch eine so negative Reaktion auf Ärzte und zugereichte Medikamente.

Spengler, Tilman (Hg.), Lenins letzte Tage, Rowohlt Verlag, Berlin 1994.

Bei einer Obduktion wurde zwar die zweite Kugel vom Attentat gefunden, aber weitere kriminaltechnische Forschungen zur tatsächlichen Todesursache fielen aus. Dafür wurde der Leichnam nach zwei Monaten einer Einbalsamierung zugeführt, die auch dazu geeignet war, jegliche Spuren einer möglichen Vergiftung zu verwischen.

„Wie sich zeigte, hatte der erste Obduzent zwar Lenins Gehirn für die damals üblichen Vergleiche zwischen der Gehirnstruktur und dem Charakter berühmter Personen entnommen, im übrigen hatte er aber aber das scharfe Konservierungsmittel Formalin, gemischt mit Alkohol, einem Chlorsalz und Glyzerin in die Adern der Leiche gefüllt. Diese desinfizerende und denaturierende Frostschutzmischung erwies sich im Zusammenspiel mit den niedrigen Temperaturen als ausgezeichnete Erste Konservierungshilfe.“ (https://home.benecke.com/publications/leninsleiche)

Auf Seite 98 heißt es ganz allgemein durch den Mund Prof. Nikolai J. Ossipows, Lenin zeige eine negative Reaktion auf Ärzte und Medikamente. Weiter Ossipow auf Seite 100: “Nicht nur Foerster – alle jagt er weg. Auch den Logopäden Dobrogajew und die Professoren Kramer und Wejsbrod.“ Als Stalin, welcher im “Thronkampf“ gegen Trotzki obsiegte, später aufgrund zwingender Hinweise eine Reihe ,jüdischtrotzkistischer“ Kreml-Ärzte wegen “Mordes an Führenden Sowjetfunktionären“ vor Gericht stellen ließ, starb auch er eines plötzlichen, bis heute ungeklärten Todes. Der Sensations-Prozeß wurde daraufhin sofort abgebrochen, die Angeklagten rehabilitiert und die Vernehmungsakten unter Verschluß genommen. Nur, dass Ossipow bereits seit 1921 in Prag lebte. Also alles aus der Ferne…

Der Spiegel schieb weiter: „Am 18. Januar 1924 reiste Lenins Alliierter Trotzki, der über Influenza klagte, auf Weisung des Politbüros zu einer Kur in den Kaukasus. Auch Bucharin erkrankte.“

Drei Tage später, am 21. Januar 1924, erlitt Lenin, 53, einen Anfall, verlor nach einer Stunde das Bewußtsein und starb laut Foerster um 17 Uhr, laut Kommunique um 18.50 Uhr. Die anatomische Obduktion ergab eine »Abnutzungssklerose«, und zwar (medizinischer Unsinn, aber legendenträchtig) infolge »übermäßiger Gehirntätigkeit«.

Der Spiegel 7/1984

Selbst in jüngeren Tagen spekulieren Spekulanten, nur um der naheliegenden Giftgabe noch ein Argument entgegen zu setzen: „Erst vor wenigen Wochen hat ein Ärzteteam der University of California eine neue Theorie formuliert: Lenin soll an einer seltenen Erbkrankheit gelitten haben, bei der die Verkalkung ausschließlich im Beinbereich auftritt. Diese ungewöhnliche Mutation könnte im Falle Lenins auch den Kopf betroffen haben. Schließlich berichteten die Pathologen, die Lenins Gehirn entnahmen, dass die Adern unter ihren Werkzeugen geklungen hätten, als seien sie aus Stein. Schon Lenins Vater erlitt mit 54 Jahren einen Schlaganfall.“ Na also! (Quelle der Story: https://www.welt.de/geschichte/article115830898/Blei-Syphilis-Verkalkung-was-toetete-Lenin.html)

Es wird immer grotesker.

Lenin starb also und wurde (planmäßig) von Josef W. Stalin beerbt. Die große Agenda konnte also gefahrlos weiter bedient werden…

Nachspiel

Das Stalin-Telegram an Trotzki: „Dem Genossen Trotzki auszuhändigen. Am 21. Januar um 6 Uhr und 50 Minuten trat der plötzliche löd des Genossen Lenin ein. Die Todesursache ist auf eine Lähmung des Atemzentrums zurückzuführen“ Die Beisetzung fmdet am Samstag, den 24. Januar 1924, statt. Stalin« (Archiv der Sowjetarmee)

Inzwischen war jedoch die Beisetzung von Samstag auf Sonntag verlegt worden. Trotzki, der dies nicht wußte, nahm an, daß er absichtlich von der Beerdigung ferngehalten werden sollte.

Stalins »biographische Chronik« erzählt die Geschichte mit bezeichnender Genauigkeit, Tag um Tag, fast Stunde um Stunde:

21. Januar, 18.50 Uhr. Lenin stirbt in Gorki. 21.30 Uhr: Stalin und andere Mitglieder des Politbüros treffen in Gorki ein.

22.Januar. Stalin beteiligt sich an der Herausgabe des Manifests »An alle Arbeiter der UdSSR«. Er sendet Botschaften an die Parteiorganisationen in der Provinz und fordert sie auf, dem toten Führer die Treue zu halten.

23. Januar, 9.00 Uhr. Stalin und andere Parteiführer tragen den Sarg mit der Leiche aus Lenins Haus in Gorki. 13.30 Uhr. Stalin und seine Freunde tragen den Sarg vom Palewzkibahnhof bis zum Gewerkschaftshaus in Moskau, wo Lenin für die nächsten vier Tage aufgebahrt wird. 18.10 Uhr. Stalin hält Totenwache an der Bahre.

25. Januar. Stalin erläßt einen Aufruf an die Partei, Andenken an Lenin für das neugegründete Lenin-Institut zu sammeln.

26. Januar, 20.24 Uhr. Stalin verliest auf dem zweiten Kongreß der Sowjets den Treueid auf Lenin.

27. Januar, 8.00 Uhr. Stalin übernimmt seinen Platz in der Ehrenwache an Lenins Bahre. 8.30 Uhr. Stalin tritt an das Kopfende der Bahre. 9.00 Uhr. Stalin und andere tragen den Sarg aus dem Gewerkschaftshaus. 16.00 Uhr. Ende der Totenparade auf dem Roten Platz. Stalin und andere tragen den Sarg in die Gruft des späteren Mausoleums.

28. Januar. Stalin hält die Rede bei der Gedenkfeier.

Stalin, Werke, Bd.VI S.373 ff. (aus Isaac Deutscher: „Stalin-Eine Biographie“ Dietz 1990)

Man beschloss die »flächendeckende Verbreitung ausgewählter Reden und der Biographie von Wladimir Iljitsch« und ordnete an, Leninbüsten in großer Zahl zu gießen. Das Politbüro unterbreitete dem ZIK der UdSSR auf Initiative der Petrograder Kommunisten den Vorschlag, „Petrograd“ in „Leningrad“ umzubenennen. Das Szenarium für den Sowjetkongreß, der dem Andenken des Revolutionsführers gewidmet war, erhielt seinen letzten Schliff. (Archiv des Präsidenten) Anfangs dachte niemand daran, den Leichnam des Revolutionsführers zu mumifizieren. Auch die »Prawda« sprach in einem Artikel zunächst noch vom »Grab des Genossen Lenin«.

In der »Prawda« wurde am 30. Januar ein kurzer Brief Krupskajas (Ehefrau Lenins) veröffentlicht, mit dem sie auf die Gründung eines Fonds zur Errichtung von »Lenindenkmäler« reagierte.

»Ich habe eine große Bitte an Sie: Verschwenden Sie Ihre Trauer über Iljitsch nicht in einer rein äußerlichen Verehrung seiner Person. Errichten Sie ihm keine Denkmäler und Paläste, die seinen Namen tragen, veranstalten Sie keine pompösen Gedenkfeiern usw. All dem maß er zu Lebzeiten so wenig Bedeutung bei – ganz im Gegenteil, all das belastete ihn eher …«

Diese Worte Krupskajas dienten in der sowjetischen Öffentlichkeit immer wieder dazu/die Bescheidenheit und Einfachheit Lenins hervorzuheben. Lenin selbst trug in der Tat keine Schuld an der »Einbalsamierung« seiner Idee, auch wenn noch zu seinen Lebzeiten das alte Moskauer Stadttor Rogoschskaja seinen Namen erhielt. Zudem gab es bereits damals in Moskau eine Uljanowstraße,

Krupskaja und D.I. Uljanow besuchten die Totengruft zum erstenmal am 26. Mai 1924 Nadjeschda Konstantinowna mied das Mausoleum nach Möglichkeit, denn die »Begegnung« mit dem Lebensgefährten versetzte ihr jedesmal einen schweren Schock. B.I. Sborski, der Wächter der Mumie, erinnert sich, daß Krupskaja die Reliquie des Ehegatten zum letztenmal einige Monate vor ihrem Tod im Jahre 1938 aufsuchte. Es heißt, daß sie, als sie vor dem Sarkophag stand, leise gesagt haben soll: »Er hat sich kein bißchen verändert, und ich bin so alt geworden …«

Mit der Schaffung einer Reliquie vollzogen die Bolschewiki den entscheidenden Schritt zur Umwandlung der Ideen Lenins in eine weltliche Religion.

Den keinen Widerspruch duldenden Kult um den Leninismus, der nun schon rituellen Charakter zu tragen begann, kann man nur noch mit dem Glaubenskult von fanatischen Fundamentalisten vergleichen.

Dimitri Wolkogonow „Lenin“ (1994) S. 499 ff – Der Autor war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Publikation Genaraldirektor der „Russischen Archive“ und Berater (!) von Boris Jelzin, welcher bekanntlich in einer sogenannten „Farbrevolution“ kurz zuvor den Reformer Michael Gorbatschow stürzte und selbst die Macht übernahm. Er öffnete den berechnenden Intriganten des Westens kurz darauf „Tor und Tür“ für die Übernahme der Ressourcen der Russischen Föderation. All das mit „leicht einem im Nacken“.

Winston Churchill äußene sich zu Geburt und Tod von Uljanow-Lenin sehr scharfsinnig: »Seine Geburt bedeutete ein sehr großes Unglück [für das russisehe Volk, D. W.], doch nicht minder schwer wog sein Tod.« (Winston Churchill, The World Crisis, Vol. IV, London 1928)

„Bald nach Lenins Tod fand am 23. April 1924 ein »Abend der Erinnerungen« statt, an dem Kamenew, Trotzki und Radek auftraten. Zu dieser Zeit existierte noch kein Kult um den Revolutionsführer …

Radek, eine besonders originelle und amüsante Persönlichkeit unter den Bolschewiki, meinte, daß Lenin »der erste Mensch war, der das, woran wir gearbeitet haben, nicht für ein Abstraktum hielt, welches erst in 100 Jahren realisierbar sei, sondern für etwas, das durchaus jetzt konkret werden könne…«. Die Größe Lenins manifestiere sich in dessen Fähigkeit, »die Schwankungen der Partei zu überwinden und diese in den Kampf um die Macht zu führen«…“

Dimitri Wolkogonow „Lenin“ (1994) S. 465

Er schrieb zum Beispiel beim Thema des Einflusses der „okkulten Mächte“: „Manisch zwanghafte Ideen quälten ihn in der Regel so lange, bis er für sie eine praktische Lösung fand. Im Herbst 1922 zum Beispiel glaubte Lenin, daß nach der Niederlage der konterrevolutionären Kräfte im Bürgerkrieg nun die Kirche an der Spitze der geheimen, antisowjetischen Opposition stünde. Vermutlich werden wir niemals genau erfahren, in welchem Ausmaß die Krankheit die Entscheidungen Lenins beeinflußte …“

ebenda S. 471

Doch man soll ja niemals „Nie“ sagen oder schreiben. Auch vernebelte Zusammenhänge bekommen irgendwann „frischen Wind“ um die Nase. Die Logen der Freimaurer gehörten 1994 noch nicht wirklich in die Aufklärung geschichtlich Interessierter. Und so schrieb es sich mit „Kirche“ flüssiger.

Postum-Kitsch mit Ritus-Abklatsch

»Das Parteibuch mit der Nr. 00 000 001 für das Jahr 1973 wird auf den Namen des Gründers der Kommunistischen Partei der Sowjetunion und des Sowjetstaates W. I. Lenin ausgestellt.

Mit der Unterschrift des Parteibuchs wird der Generalsekretär des ZK der KPdSU, Genösse L. I. Breschnew, beauftragt. An der Unterzeichnung werden die Mitglieder des Politbüros des ZK der KPdSU, die Kandidaten des Politbüros des ZK der KPdSU und die Sekretäre des ZK der KPdSU teilnehmen …« (Archiv des Präsidenten)

Das war schon keine symbolische Zeremonie mehr, sondern bereits eine rituelle Handlung. Natürlich war das Parteibuch mit der Nummer 00 000 002 für einen anderen Iljitsch, nämlich für Breschnew, vorgesehen.“

ebenda S.514