Einführung
In der jüngeren Geschichte der Ukraine wird uns mehr, als uns lieb ist (und dass seit einigen Wochen verstärkt) gezeigt, wie sehr sich die geschundene Vergangenheit früher … zur erputschten Staatsideologie heute vertiefte. Der einst als Nationalheld verehrte Faschist Stepan Bandera bestimmt heute die schwunggebende Triebfeder der Kiewer Nationalisten. Und dass um Längen mehr, als es für die Meisten selbst vor Ort überhaupt noch erträglich ist. Es sind die Gefühle und Denkweisen, entwickelt zu Doktrin der im fremden Auftrag Herrschenden. Sie können schlimmer nicht sein und doch nützen sie, um anhängende Beherrschte zu ideologisieren und zu radikalisieren.









Entgegengesetzt allerdings in der Russischen Föderation. Dort waren ja 1941 – 44 ebenfalls Kollaborateure der Deutschen Wehrmacht unterwegs, welche gegen die eigene Bevölkerung im Dienste fremder Mächte (die ja bekanntlich ihrerseits genau so fremdgesteuert waren) militärisch aktiv wirkten.
Es handelt sich um die Armee des Generalleutnants Andrei Andrejewitsch Wlassow, welche ähnlich (jedoch generalstabsmäßig und nicht in „dezentralen“ Aktionen) des nationalistischen Politikers Stepan Bandera aktiv waren, sowie im Dienste der Deutschen Militärs gegen die Rote Armee sabotierten und ins offene Feld zogen.
Das geschah i.d.R. ohne Rücksicht auf eigene Zivilbevölkerung und vor allem mittels verheerender Verbrechen an der Menschheit, seien es nun Kommunisten, Juden oder andere Ethnien.
Sehr unterschiedlich im Gedächtnis verblieben und letztlich aufgearbeitet sind sie jeweils in der heutigen Russischen Föderation und der Ukraine.
Die Behandlung der Täter ist auf der russischen Seite gänzlich anders gelagert, als auf der Ukrainischen. Lediglich auf der Russischen finde ich ein pragmatisches Herangehen und die Einordnung als etwas, was tatsächlich geschah inklusive der Folgen. Ein Täter im Dienste eines Feindes zu sein und das auf eigenem Territorium am eigenen Volk.
Übrigens starb der Kriegsverbrecher (!) Bandera, welcher tausende Todesopfer zu verantworten hatte, lange nach dem Krieg. Er floh nach Deutschland (auch sehr bezeichnend). In der Sowjetunion wurde er in Abwesenheit zum Tode verurteilt. Von den westlichen Alliierten als Kriegsverbrecher nie angeklagt, sondern gar gedeckt, wurde Bandera (sein deutscher Decknamen war Stefan Popel) 1959 in München schließlich von einem KGB-Agenten eliminiert, … die Todesstrafe vollstreckt.


Heute nehmen wir zur Kenntnis, dass das Bewahren der heimtückischen Morde und Menschheitsverbrechen hochpolitisch und im medialen „Gewissen“ als „Partisanenkampf“ verklärt ist, damit es für die westliche Politik leichter ist und nicht etwa noch zum Problem wird, dass sie ihre Logistik, schwere Waffen, die Biowaffenlabore und sonstige Schweinereien mit Staatsgeldern finanzieren und an eine Kriegspartei versenden.
Denn es geht, wie damals, wieder mal gegen Moskau. Und sowas muss den obrigkeitsgläubigen Gutmenschen im verwöhnten Westen erstmal schön verpackt verkauft werden. Und zwar so, dass sie es nicht nur akzeptieren, sondern auch mittragen. Denn es verlangt in Bälde ALLES von ihnen…
Zur Geschichte dieses Artikels

Im April 2020 (wir hatten zu der Zeit alle einige „Einschränkungen“ zu überbrücken) übersetzte ich als Gefälligkeit einen Artikel anlässlich des „300. Jahrestag des Russischen Archivs“ über die mit Hitler-Deutschland kollaborierende Wlassow-Armee. Als Geschichtsinteressierter, wie auch nach Wahrhaftigkeit Forschender lag hier ein tatsächlich interessanter Artikel vor mir. Heute ist dieser mehr denn je ein Beispiel, wie ein gesundes Umgehen mit der Vergangenheit aussehen sollte.
Hier dieser als Übersetzung in Gänze:
Beginn der Übersetzung
Man kann die Wahrheit auf die gleiche Weise erzählen, sogar unterhaltsamer – als Fiktion. (L.N.Tolstoi)
Die Nachsicht gegenüber dem Bösen grenzt direkt an die Gleichgültigkeit gegenüber dem Guten. (N.S.Leskow)
Die Wlassow-Kämpfer: Russische Kollaborateure gegen Stalin, Churchill, Roosevelt und die Juden
Im Zusammenhang mit den Plänen, in Prag ein Denkmal zu Ehren der Nazi-Kollaborateure zu errichten, machte Radio Free Europe/Radio Liberty auf die Aktivitäten zu diesem Thema aufmerksam. Dieser vom US-Kongress finanzierte Medienkonzern hat in den letzten Monaten methodische Versuche unternommen, die Wlassow-Bewegung zu rehabilitieren (z.B. in den Materialien „Die gefallenen Engel. Wlassows Tage in Prag“, 5. Mai 2019 oder „Prager Manifest: 75 Jahre später“, 1. Dezember 2019). Sehr vorsichtig zwar, aber im Großen und Ganzen offensichtlich, wird die These, die Zweckmäßigkeit dieser Pseudohelden als angeblich „dritte Kraft“ im Zweiten Weltkrieg zu „verstehen“, verzerrt. Die Gestalten sollen „ambivalent“ sein. Man spricht sogar davon, ihr Andenken „zumindest“ in Form einer Gedenktafel zu verewigen.
Eine solche Propagandalinie ist im Prinzip nicht verwunderlich, wenn man das konsequente Votum der USA (gepaart mit der „unabhängigen“ Ukraine) gegen die jährlich aktualisierte Resolution der UN-Generalversammlung zur Bekämpfung der Verherrlichung des Nazismus berücksichtigt, während 133 Staaten dieses Dokument unterstützten. (1) Unterdessen wären viele amerikanische Kongressabgeordnete und Steuerzahler sicherlich überrascht, wenn sie herausfinden würden, dass die Militärformationen Wlassow‘s aktive Kampfhandlungen nicht nur gegen die sowjetischen Truppen und Partisanen („gegen Stalin“, wie einige Publizisten lieber interpretieren würden), sondern auch gegen die amerikanischen und englischen Fallschirmjäger, d.h. gegen „Roosevelt und Churchill“, durchführten. Darüber hinaus unterdrückten sie Zivilisten, die mit der Politik der Nazis nicht einverstanden waren, Mitglieder der Widerstandsbewegung und schürten Antisemitismus.
Russische Antisowjets über die Wlassow-Kämpfer
Die Mitglieder der Wlassow-Bewegung und der Armee („Russische Befreiungsarmee“, ROA) waren demoralisierte sowjetische Kriegsgefangene, rekrutiert in deutschen Konzentrationslagern, in den besetzten Gebieten, betrogene Jugendliche, Zwangsarbeiter, Desserteure sowie Emigranten aus Russland/Sowjetunion – Gegner der Sowjetmacht, die mit Hitler sympathisierten.

Die meisten Auswanderer waren jedoch mit einer Zusammenarbeit mit Nazi-Deutschland nicht einverstanden. Unter ihnen war zum Beispiel der Philosoph I.A.Iljin – einer der geistigen Führer der russischen Diaspora in Europa zu dieser Zeit und ein leidenschaftlicher Kritiker des Bolschewismus. Er lehnte Wlassows Vorschlag ab, dem so genannten „Komitee für die Befreiung der Völker Russlands“ beizutreten. Über die gefährliche Zusammenarbeit mit Hitler schrieb Iljin: „Die Politik sagt zu viel, um leichtgläubige Menschen zu blenden und zu täuschen, vor allem diejenigen, die wenig wissen, keine eigene politische Erfahrung haben und nicht in der Lage sind, selbst zu denken. (…) Als Hitler gegen den Kommunismus schrie, glaubten ihm viele Russen. In Wirklichkeit vertuschte er damit das bevorstehende Massaker von Versailles – das leere Europa und die Eroberung Russlands. (…) Aber viele naive russische Emigranten warteten darauf, dass Hitler die Kommunisten besiegt und Russland befreit. Sie argumentierten wie folgt: „Der Feind meines Feindes ist mein natürlicher Geist und mein natürlicher Verbündeter.“ Tatsächlich kann der Feind meines Feindes mein skrupellosester Feind sein. Deshalb hätten sich nüchterne russische Patrioten keine Illusionen machen dürfen.“ (2)

Ein anderer prominenter glühender Kämpfer gegen die Sowjetmacht, WeißgardistenGeneralleutnant A. I. Denikin, der sich im deutsch besetzten Frankreich aufhielt, verweigerte ebenfalls die Zusammenarbeit mit den Kollaborateuren, trotz der Androhung von Repressalien (seine Frau wurde eine Zeit lang von der Gestapo verhaftet). Denikin sah die Tragödie und die Sackgasse, in der sich Wlassow in Bezug auf Deutschland mit seiner unwürdigen Nazi-Ideologie befand. In Kontakten mit Verrätern in Frankreich versuchte er, ihnen die Vorstellung von der Aussichtslosigkeit der Zusammenarbeit mit den Nazis zu vermitteln.
In einem seiner Nachkriegswerke weist A. I. Denikin auf die folgende Tatsache hin:
„Nur wenige russische Truppenteile, die zur deutschen Armee gehörten, begannen ihren Dienst an der deutsch-sowjetischen Front, die meisten befanden sich im hinteren Bereich, um gegen die Partisanen zu kämpfen. Zu dieser Zeit bedeckten die Partisanen weite Teile des deutschen Hinterlandes, vor allem in Weißrussland und der Ukraine. (…) Angesichts der zunehmenden Zahl an Überläufern zu den Partisanen verlegte das deutsche Kommando fast alle russischen Formationen von der Ostfront an andere. Getrennte Bataillone wurden den deutschen Divisionen an der Westfront und der italienischen Front zugeteilt, einige wurden nach Griechenland entsandt, und die Kosakendivision wurde nach Jugoslawien verlegt. In den neuen Orten sahen sie sich sowohl mit militärischen Aktionen gegen die Angloamerikaner als auch mit der Niederschlagung nationaler Aufstände in den von Deutschland besetzten Ländern konfrontiert.“ (3)
Nach der Umsiedlung von der Ostfront in den Westen führten verschiedene Kollaborateure in mehreren europäischen Ländern Massaker an Mitgliedern der Widerstandsbewegung durch. Zum Beispiel unterdrückte die „KaminskyBrigade“ den Warschauer Aufstand (AugustOktober 1944), die 30. Grenadierdivision der SS (Russische) kämpfte gegen Partisanen in Ostfrankreich (September 1944) und der Osttürkische Verband der SS-Truppen in Norditalien (März-Mai 1945). Schließlich kämpfte die 1. Kosaken-Kavalleriedivision von September 1944 bis Mai 1945 am aktivsten gegen den jugoslawischen kommunistischen Widerstand. (4)

Die Wlassow-Armee kämpfte nicht nur mit der Waffe in der Hand gegen die UdSSR und ihre Verbündeten. Sie führte einen aktiven psychologischen Informationskrieg zugunsten Hitlers in den von Deutschland besetzten Gebieten, aber auch in den feindlichen Truppen und im Hinterland durch. Seit dem Ersten Weltkrieg waren sich die deutschen Komman-deure der Bedeutung der Demoralisierung des Feindes durch die Verbreitung von Wahlkampfmaterialien und die volle Unterstützung der internen Opposition wohl bewusst.
Wie Denikin schrieb: „General Wlassow leitete Kurse für Propagandisten, Offiziers- und Unteroffiziersschulen, natürlich unter deutscher Kontrolle, und die Herausgabe mehrerer mittelmäßiger Flugblätter und Zeitungen antibolschewistischer und prodeutscher Richtung“ (die Schreibweise des Autors ist erhalten geblieben). Nach Angaben des Generals der Weissen Garde maßen die Deutschen diesem Siegel im Hinblick auf die künftige Struktur Russlands keine grosse Bedeutung bei. Sie benutzten Wlassow‘s Propaganda nur „als ideologische Tarnung für Rekrutierung von Kanonenfutter.“ (5)

Millionen Exemplare der infamen Druckerzeugnisse der Wlassow-Armee wurden in den besetzten Gebieten an der Kontaktlinie verteilt und mit Hilfe Deutschlands in das Hinterland der sowjetischen Truppen geworfen. Auch Radiosendungen wurden genutzt. Die dokumentarischen Quellen aus der Kriegszeit, die bis heute in Archiven, Bibliotheken und persönlichen Sammlungen überliefert sind, erlauben es, ein recht vollständiges Bild der russischen Kollaborateure zu erstellen.
Berichterstattung der Wlassows über ihren Kampf

Wir werden versuchen, das informationelle und ideologische Profil der Wlassow-Bewegung nach der Eröffnung der zweiten Front in Europa im Juni 1944 zu illustrieren, sowie die Fakten ihrer Beteiligung an den Feindseligkeiten gegen die Alliierten der Anti-Hitler-Koalition und die Aktivisten der Widerstandsbewegung anhand von Veröffentlichungen in den Publikationen der Kollaborateure selbst aufzuzeigen.
So wurde z.B. in der russischsprachigen Zeitung der ROA „Dobrowoletz“ („Der Freiwillige“, Ausgabe № 49 (117) vom 18. Juni 1944), deren verantwortlicher Herausgeber ein Generalleutnant der ROA G. Schilenkow (6) war, im redaktionellen Kommentar „Kämpfer für das Vaterland“ angegeben: „Die Bedingungen des Kampfes gegen den Bolschewismus und seine „Verbündeten“ führten zu der Notwendigkeit, einen Teil der ROA-Truppen in den Westen zu verlegen. Jetzt, mit dem Beginn der Landung der Angloamerikaner, hat jeder von uns gesehen, dass diese Maßnahme durchaus gerechtfertigt war und umsichtig durchgeführt wurde. Die Kämpfe in Italien und der Normandie haben gezeigt, dass russische Freiwilligeneinheiten im Westen ebenso wie im Osten kämpfen. Das liegt daran, dass die Freiwilligen ein klares Verständnis für die Ziele des Kampfes und die Bedingungen haben, unter denen der Kampf stattfindet. (…) Unsere Einheiten, die sich jetzt auf dem von den Bolschewiken befreiten Territorium befinden, sehen, dass der Kampf im Westen genauso wichtig ist wie im Osten, dass der Ausgang unseres Kampfes und der vollständige Sieg über den Feind von seinem Ausgang abhängen wird. Der Kampf unserer Einheiten, die an der Front oder in der ersten Reihe stehen und gegen Stalins Guerillas kämpfen, wird immer mehr zu einem landesweiten Kampf gegen den jüdischen Bolschewismus. (…) Ihr zuliebe kämpfen die Freiwilligen des ROA im Westen und im Osten Hand in Hand mit den Deutschen und anderen Völkern Europas.“


Eine weitere Veröffentlichung derselben Ausgabe unter dem Pathos-Titel „In den Kämpfen für die Freiheit Europas kämpfen russische Freiwillige tapfer gegen die angloamerikanischen Kollaborateure des Bolschewismus“ wurde mit Stolz zur Kenntnis genommen: „Kriegskorrespondenten deutscher Zeitungen auf dem Gebiet der Kämpfe mit der anglo-amerikanischen Invasionsarmee, viele Zeilen sind unseren Freiwilligen gewidmet, die Schulter an Schulter mit deutschen Soldaten für die Freiheit in Europa, gegen Plutokratie und Bolschewismus kämpfen.“
Und hier ist der Bericht des deutschen Korrespondenten Anton Klaas vom 14. Juni 1944 aus Paris in der Nähe der erwähnten Notiz: „Die anglo-amerikanische Landung, die in der Nacht vom 6. Juni begann, war eine einstündige Bewährungsprobe für die russischen Freiwilligenbataillone, die zwischen Le Havre und Cherbourg standen. Gemeinsam mit ihren deutschen Waffenbrüdern kämpften die Freiwilligen heftig gegen den aus See und Luft landenden Feind und fügten ihm große Verluste zu. Selbst als die überlegenen angloamerikanischen Streitkräfte mehrere Einheiten trennten und umzingelten, kämpften die Freiwilligen härter und fesselten große feindliche Streitkräfte. Ein solcher Fall ereignete sich im Gebiet des Flusses Orne (in der Nähe des Ärmelkanals – Anm. d. Red.), wo sich eines der russischen Freiwilligenbataillone in Kämpfen mit großen Luftlandetruppen besonders hervorgetan hat. Ein weiteres Bataillon führte eine Reihe erfolgreicher Operationen gegen die Landung anglo-amerikanischer Einheiten in der Nähe der Mündung des Flusses Vire durch. Selbst als die russischen Offiziere, die das Bataillon befehligten, außer Gefecht waren, kämpfte das Bataillon weiterhin erbittert. Im Gebiet nordöstlich des Carentan (ein französischer Kanton – Anm. d. Red.) hielt ein Freiwilligenbataillon die heftigen Angriffe des Feindes so lange zurück, bis es mit erheblichen Verlusten zu zwei deutschen Regimentern durchbrechen und mit ihnen neue Stellungen einnehmen konnte.“

In dem Bericht des deutschen Kriegsberichterstatters A. Schmalfus, der in der erwähnten Ausgabe der Zeitung „Der Freiwillige“ unter dem Titel „Lob des hervorragenden Soldaten“ abgedruckt ist, wird dokumentiert, dass „die Ostbataillone, die an der Invasionsfront gegen die Anglo-Amerikaner agierten, nach einhelliger Meinung aller deutschen Kommandeure glänzend gekämpft und die in sie gesetzten Erwartungen voll erfüllt haben. Die Freiwilligen können stolz auf die Dankbarkeit des Kommandeurs des Armeekorps, General Marcks, sein, der nun an der Front den Tod eines Helden gefallen ist. In Anwesenheit seines Stabschefs sagte General Marcks Folgendes über die Freiwilligen: „Alle Freiwilligenbataillone, die auf dem Gebiet meines Armeekorps operieren, haben tapfer gekämpft“. Das wohlverdiente Lob für den hervorragenden Soldaten General Marks inspirierte die Freiwilligen zu neuen Heldentaten.“

In der Publikation „Ein schwerer Schlag für England“ in derselben Ausgabe von „Der Freiwillige“ kommentiert nun der Autor, ein Wlassow-Anhänger, selbst das Vorgehen der Alliierten wie folgt und macht die Briten für die Provokation des Krieges verantwortlich: „Das deutsche Volk hat den terroristischen Luftangriffen der Anglo-Amerikaner monatelang schweigend, aber heldenhaft widerstanden. Sie haben nicht erreicht, was sie wollten – es ist ihnen nicht gelungen, den Willen und die Widerstandskraft des deutschen Volkes zu brechen. Im Gegenteil, im Feuer der Brände, im Zerbersten der Bomben, schmiedeten sie das Gemeinwesen des deutschen Volkes auf Leben und Tod und die Bereitschaft, den Mördern von alten Menschen, Frauen und Kindern Tribut zu zollen. (…) Die Engländer müssen nun ihrer Regierung dafür danken, dass sie die von ihren Kriegsanführern eröffnete Rechnung vollständig bezahlen müssen. Heute wissen russische Soldaten, die heldenhaft Schulter an Schulter mit ihren deutschen Kameraden kämpfen, mehr denn je, wofür sie kämpfen. Der Sieg ist unser.Wir werden unsere Waffen im Kampf für eine gemeinsame Sache nicht niederlegen, und wenn nötig, werden wir dafür unser Leben opfern!“
In einem anderen Sprachrohr der ROA, der russischsprachigen Zeitung „Sa Rodinu“ („Für die Heimat“, Ausgabe vom 15. November 1944), prangerte einer der engsten Mitstreiter, Wlassows Stabschef der ROA, Generalmajor F. Truchin, selbst seine Bewegung an: „Das deutsche Volk ist davon überzeugt, dass es mit unseren Freiwilligen loyale Verbündete hat. In den Kämpfen an der Ostfront, in Italien, in Frankreich zeigten unsere Freiwilligen Mut, Heldentum und einen unbeugsamen Siegeswillen.“ Oder: „Wir haben die personellen Einheiten der russischen Befreiungsarmee, der Ukraiinske Wyswolne Wijsko (Ukrainische Befreiungsarmee – Anm. d. Red.) und anderer nationaler Formationen in Kämpfen vereint und haben die schwere Schule des Krieges an der Ostfront, auf dem Balkan, in Italien und Frankreich durchlaufen.Wir haben ein erfahrenes und unter Gefechtsbedingungen gestähltes Offizierskorps.“ Und dann: „Wir werden mit Mut gegen die Rote Armee kämpfen, nicht für das Leben, sondern für den Tod.“ In dem Artikel heißt es auch, dass die Wlassow-Armee über alle Arten von Truppen verfügen werden, die für eine moderne Kriegsführung notwendig sind, und über die neuesten Waffen: „In dieser Hinsicht wird von unseren deutschen Verbündeten große Hilfe geleistet.“

Auf der Titelseite der Zeitung „Für die Heimat“ vom 22. März 1945 ging es um die feierliche Verlegung des russischen Bataillons, das bisher in der deutschen Armee war: „Der Weg des Bataillons ist glorreich und lehrreich. Sie wurde in Weißrussland gegründet und zeichnete sich dort noch immer in Kämpfen mit der Guerilla aus. Nach dieser vorbereitenden Kampfausbildung, die ein hohes Maß an Mut, Furchtlosigkeit und Belastbarkeit der russischen Kämpfer zeigte, wurde das Bataillon in die deutsche Feldarmee aufgenommen, war in Frankreich, Belgien und Holland.
In den denkwürdigen Tagen der anglo-amerikanischen Offensive im Sommer 1944 nahm das Bataillon an heißen Schlachten teil.Viele Kämpfer sind für ihren Mut ausgezeichnet worden.“
Und hier sind Auszüge aus dem Bericht in der erwähnten Ausgabe „Für die Heimat“ über die Ankunft des ehemaligen Kommandeurs der deutschen Division, zu der dieses russische Bataillon früher gehörte: „Hallo, Brüder! – Seine Begrüßung ist auf rein russisch. – Bis heute gehörten Sie der deutschen Armee an. Eineinhalb Jahre lang haben Sie mit deutschen Soldaten gekämpft. Sie kämpften bei Bobruisk, Smolensk, in Frankreich, Belgien. Ihr vollbrachten viele Heldentaten, vor allem die ruhmreiche dritte Kompanie.Wir sind jetzt gefordert, bis zum letzten Blutstropfen zu kämpfen.Wir müssen gewinnen, um das leidgeprüfte Russland vom 25-jährigen Joch der Juden und Kommunisten zu befreien. Lang lebe das neue Europa! Lang lebe das befreite Russland! Lang lebe der Führer des neuen Europa, Adolf Hitler! Hurra! (Alle stehen auf. Dreimal ein kräftiges „Hurra“ erschüttert den Saal.)“
Für ein Porträt der Wlassow-Bewegung können auch Auszüge aus einem Brief an die Redaktion der Zeitung von einem russischen Freiwilligen an der Front von Interesse sein: „Ich bin mit meinen Soldaten durch die schwere Schule des Krieges gegangen. Seit drei Jahren sind meine deutschen Kameraden Hand in Hand mit meinen deutschen Kameraden an der Ostund jetzt an der Nordostfront.Viele sind im Kampf gefallen, viele wurden für ihre Tapferkeit ausgezeichnet. Meine Freiwilligen und ich freuen uns auf eine weitere abendliche Radiosendung. Grüßen Sie General Wlassow persönlich von mir. Er ist unser Kommandeur, wir sind seine Soldaten, durchdrungen von wahrer Liebe und Hingabe.“

In einer weiteren Nachricht an die Redaktion hieß es: „Wir haben eine Gruppe von Freiwilligen hier im deutschen Bataillon.Vier Russen, zwei Ukrainer, zwei Armenier, ein Georgier. Nachdem wir den Aufruf des Ausschusses gehört haben, sind wir in Eile, uns zurückzuziehen, und wir wollen eine schnelle Versetzung in die Reihen der ROA oder der nationalen Einheiten.“
Wie aus weiteren Veröffentlichungen hervorgeht, kämpften auf der Seite Hitlers in den Reihen der ROA Vertreter verschiedener Völker der UdSSR. Zum Beispiel in der Tageszeitung „Informazionnij listok dobrowoltscheskich tschastej“ („Informationsbroschüre der Freiwilligeneinheiten“, № 142 (188) vom 23. Juni 1944) unter dem langen Titel „Auf den Feldern der Normandie wird über das Schicksal der europäischen Völker entschieden. Wir sind stolz auf unsere Teilnahme an dieser Schlacht und den Heldenmut der russischen Soldaten“: „Soldaten des kombinierten zentralasiatischen Bataillons, in dem Deutsche,Tadschiken und Kasachen Schulter an Schulter kämpfen, hatten die Aufgabe, den Wald zu durchkämmen, in dem der feindliche Fallschirmangriff stattfand. Die Engländer hatten es bereits geschafft, sich entlang der Lichtung zu befestigen und begegneten den Freiwilligen mit Maschinengewehr und automatischem Feuer. (…) Handgranaten flogen in die englischen Gräben, Explosionen schlugen ein. Und nun gab es ein ohrenbetäubendes “Hurra“, Freiwillige brachen in die feindlichen Gräben ein. Es begann ein Kampf Mann gegen Mann, auf den die Briten am wenigsten vorbereitet waren. Die Kasachen arbeiteten mit Bajonetten. Der Tadschike Salim Nasarow, der zuvor zweimal verwundet worden war, wehrte sich weiterhin gegen eine Gruppe von Briten, die ihn umgaben, und wurde von seinen Mitstreitern freigekämpft. Nach der Gefangennahme von 15 Gefangenen kehrte das Bataillon in die Lager zurück und beendete ehrenvoll seine erste Mission.“

In einer separaten Notiz in der erwähnten Ausgabe der „Broschüre“ wurde über die Feindseligkeiten der armenischen Legion in Frankreich gegen örtliche Partisanen gesprochen: „Armenische Legionäre führen einen landesweiten Kampf gegen die Anglo-Amerikaner und die bolschewistischen Unterdrücker. (…) In den jüngsten Kämpfen gegen die Partisanen haben sie bedeutende Fortschritte gemacht, ihnen beträchtliche Verluste zugefügt, viele Waffen, Maschinengwehre, Gewehre usw. erbeutet und 35 Gefangene mitgebracht. In den Kämpfen wurden 75 Partisanen getötet.“
Indem sie die Bolschewiki kritisierten, übernahmen die Wlassow-Anhänger oft die Taktiken und Parolen der russischen Revolutionäre. So träumten sie beispielsweise davon, den Krieg Nazideutschlands und seiner Verbündeten gegen die UdSSR in einen Bürgerkrieg zu verwandeln, wie es im Ersten Weltkrieg im Falle des Russischen Reiches geschah. Der Bürgerkrieg von 1917-1922 und die damit verbundene ausländische Intervention kosteten dem russischen Volk Millionen von Opfern. Natürlich spiegelte sich diese Stimmung der Destabilisierung der UdSSR in den einschlägigen Druckerzeugnissen und Radioprogrammen der Wlassow-Anhänger wider. Solche subversiven Aktivitäten spielten der deutschen Militärführung in die Hände.
Antisemitismus
Die Apologeten der Wlassow-Bewegung ziehen es vor, vor seinem fanatischen Antisemitismus die Augen zu verschließen. Gleichzeitig zeigt selbst eine kursorische Analyse der russischsprachigen Zeitungen „Za Rodinu“, „Dobrowoletz“ und „Zarja“, dass fast jede Ausgabe der Bewegung Aufrufe zum Kampf gegen den „jüdischen Bolschewismus“ enthält, direkte Angriffe auf Juden, nicht notwendigerweise sowjetische, langatmige Zitate von Reden Hitlers, Goebbels‘ und anderer Nazis, Nachdrucke von Artikeln aus Nazi-Zeitungen wie „Völkischer Beobachter“, die in gewisser Weise das Thema „Judentum/Kommunismus“ berühren.

Einer der Propagandisten der ROA, N. Dawidenkow, schrieb in der Zeitung der Wlassow-Bewegung „Zarja“ („Die Morgenröte“) vom 22. August 1943 als Ergebnis seines Treffens und seiner Auftritte im besetzten Frankreich: „In Marseille wurden zwei französische Polizeichefs nacheinander erschossen, in Lyon wurde eine geheime Organi-sation von Spionen und Saboteuren aufgedeckt, von denen die Hälfte Juden waren. (…) Ich stellte mir dieses Land vor, befreit von der ständigen Furcht vor terroristischen britischen Bomben, von der jüdischen Infektion befreit, von Victor Hugo, Balzac und Pasteur wiedergeboren.“

Der Artikel „Ostarbeiter im Kampf für die europäische Freiheit“ vom 18. Juni 1944, der von der Redaktion des „Freiwilligen“ aus der deutschen Zeitung „Der Angriff“ nachgedruckt wurde, berichtete von einem Treffen von Arbeitern in einem militärischen Industriebetrieb in der Nähe von Berlin: „Der Saal war mit russischen und ukrainischen Arbeitern gefüllt. Der Werksdirektor sagte in seiner Rede, die Invasion sei ein Versuch der Westmächte, den Sieg des Bolschewismus in Europa zu fördern und den Wunsch, alle Völker des Festlandes der ewigen Sklaverei des Kremls auszuliefern. Die Arbeiter und Angestellten des Ostens brachten in ihren Reden ihre volle Bereitschaft zum Ausdruck, jetzt mehr denn je ihre ganze Energie auf die Produktion von Waffen für ganz Europa zu verwenden, um zum Sieg über die weltweite plutokratische bolschewistische Verschwörung unter Führung der Juden beizutragen (…). In ihren Erklärungen betonten die Arbeiter des Ostens, dass in jüngster Zeit die militärischen Ereignisse den Sieg Deutschlands und Europas entscheidend begünstigt haben.“
Im Leitartikel der „Die Morgenröte“ vom 12. Juli 1944 „Judenhass“ wurden die antijüdischen Gefühle aus verschiedenen Blickwinkeln geschürt. Zuerst wurde es behauptet:
„Die gerissenen Söhne des ‚Volkes Israel‘ sitzen lieber im tiefen sowjetischen Hinterland und, wenn sie kämpfen, gegen die unbewaffnete Bevölkerung im NKWD oder schlimmstenfalls in den Absperr- und Strafeinheiten, was für ihre eigene Haut recht sicher ist.“
Zweitens befanden sich die Juden der UdSSR angeblich aus besonderen Gründen im Krieg mit Hitler: „Wenn die bolschewistischen Politiker versuchen, den Krieg mit so hohen Motiven wie ‚Schutz des Vaterlandes‘ oder ‚slawische Brüder‘ zu erklären, dann glaubt das sowjetische Judentum offen, dass der Krieg im Namen ihrer Interessen, für ihr Wohlergehen geführt wird, und dass jetzt die beste Zeit ist, alle Feinde des ‚Volkes Israel‘ auszuzahlen. (…) Juden sind voller satanischer Wut auf Millionen von Russen, Ukrainern und Deutschen, weil sie nicht mehr unter der jüdischen Knechtschaft leben wollen (…). In jedem Russen und Ukrainer, der in den von der deutschen Armee befreiten Gebieten lebte, sehen sie ihren Feind, glauben, dass er Juden notwendigerweise ‚quälte‘ und wollen Rache und Vergeltung.“
Was ist das, wenn nicht das Schüren antijüdischer Gefühle und das Anstiften von Kollaborateuren zu Pogromen? Bekanntlich fanden in den von den Nazis besetzten Gebieten, insbesondere in der Ukraine, Massaker mit aktiver Beteiligung russischsprachiger antijüdischer Kollaborateure statt, darunter auch der SS.
In der Zeitung „Der Freiwillige“ (№ 10 (78) vom 2. Februar 1944) diskutiert ein gewisser G. Rostov in einem Artikel unter der Überschrift „Verräterische Angelegenheiten der Juden“ den Einfluss der Juden in Italien, die vor der Machtergreifung der Nazis angeblich die „Kommandohöhen in der Wirtschaft und im kulturellen Leben“ eroberten.
Sie sagen, dass „der jüdisch-freimaurerische Block, der bis 1922 in engem Kontakt mit seinen amerikanischen und englischen ‚Brüdern‘ stand, der wahre Herr des Landes war. Daraus geht klar hervor, dass der besiegte Faschismus für Juden völlig inakzeptabel war und ihren „Verbündeten“ (…) Juden gelang es, Mussolinis ersten Versuch, die Judenfrage in Italien zu lösen, zu lähmen. (…) Freimaurer und Juden aus den ersten Jahren des faschistischen Regimes in Italien arbeiteten an der Beseitigung des für sie gefährlichen Mussolinis.“
Dieses antisemitische Werk endet mit einem Zitat aus der nationalsozialistischen „Berliner Zeitung“: „Wenn der Plan des Teufels nicht ganz erfolgreich war, dann nur dank des entschlossenen Eingreifens des verbündeten Deutschlands, so dass Italien, das durch den Verrat der Juden und Freimaurer am Rande des Abgrunds ans Licht gekommen war, in allerletzter Minute vor dem Tod bewahrt wurde.“

Die Propaganda-Flugblätter der Wlassow-Bewegung waren mit relevanten antisemitischen Inhalten gefüllt und forderten die Rote Armee auf, auf die Seite des nationalsozialistischen Deutschlands zu wechseln. Hier ist ein Fragment eines solchen Flugblattes der „Russischen Befreiungsarmee“: „Wir, die Soldaten der ROA unter dem Kommando russischer Bauernsöhne, die Ihnen, den Generälen Wlassow und Malyschkin, bekannt sind, befinden uns zusammen mit der deutschen Armee im Krieg gegen Stalin und seine jüdische Clique! Wir wollen nicht gegen Sie, unsere Brüder, kämpfen – denken Sie also darüber nach, wofür Sie kämpfen? (Interpunktion der Quelle erhalten – Anm. aut.) (…) Stalin ist jetzt an dem Punkt angelangt, an dem er den Befehlen der anglo-amerikanischen Juden und Kapitalisten folgt, an der Macht zu bleiben, und letztere verlangen vom „Genie“, bis zum letzten russischen Mann zu kämpfen. Aus Dankbarkeit gegenüber der Sowjetunion bekommt die Sowjetunion von ihren „Verbündeten“ genau so viele Waffen und Lebensmittel, dass Stalin, die Opfer des russischen Volkes, den schrecklichen Krieg der Erschöpfung für einige Zeit aufschieben kann; gleichzeitig werden eure Frauen und Kinder vor Hunger aufquellen und vor Erschöpfung sterben, wie im Herbst der Fliege.“

Ein weiteres ROA-Flugblatt mit einem Appell an die Rote Armee „Bajonette in den Boden!“ enthält „Gedichte“ antisemitischen Inhalts. Hier ist ein Fragment der Wlassows-„Poesie“: „Das weite Land ist meine Heimat.
Es gibt darin viele Wälder mit Feldern und Flüssen. Stellen Sie sich gegen die Juden.
Unser freier russischer Mensch!“ (die Interpunktion der Autoren des Merkblatts wurde beibehalten).
Die Wlassow-Kämpfer waren, wie oben deutlich illustriert, ein wichtiger Teil der Propagandamaschinerie des Nationalsozialismus sowie Umsetzer der Pläne der deutschen politischen und militärischen Führung in der Praxis. Kann man mit Sicherheit ausschliessen, dass antisemitische Fanatiker wie der oben erwähnte Autor der Publikation in der „Der Freiwillige“ G. Rostow oder der „Dichter“ Wlasowzy nicht zu denjenigen gehören, deren Andenken manche Kreise in Prag mit einem Denkmal oder in anderer Form verewigen möchten? Da die Antwort offensichtlich ist, kann die in der Tschechischen Republik geplante Aktion nur ernste ethische Fragen aufwerfen.
Das Ende der Wlassow-Bewegung
Als den Machthabern das Schicksal des deutschen Nationalsozialismus klar wurde, entschieden sich die meisten der demoralisierten sowjetischen Kollaborateure, sich den Amerikanern und Briten zu ergeben. Einige Aktivisten hofften, den Krieg fortzusetzen und die Verbündeten zu wechseln. In der letzten Ausgabe der ROA-Zeitung „Für die Heimat“ vom 7. Mai 1945 (!) proklamierte „Es wird sein“ auf der Titelseite eine radikale Änderung des Kriegskonzepts der Wlassow-Armee: „Der Krieg an der Westfront ist vorbei, der Krieg mit den Bolschewiki geht weiter – das ist die Hauptbedeutung der historischen Ereignisse, die wir erleben. (…) wir glauben fest daran, dass die westlichen Demokratien den Triumph des Weltkommunismus nicht zulassen werden, und dass ein großer Kreuzzug gegen das Reich der Gewalt, des Bösen und des Obskurantismus, das in diesen Tagen triumphiert, organisiert wird (…) Es wird sein.“
Am 8. Mai 1945 gelang es einem Teil der in Lettland stationierten ROA-Freiwilligen, die Evakuierung auf dem Seeweg (mit einem deutschen Panzerschiff) durchzuführen und dann den Informationskrieg im Westen fortzusetzen. Dazu gehört zum Beispiel der Propagandist und Übersetzer der ROA Lolliy Lvov, der sich der Strafe entzogen hat und während des „Kalten Krieges“ unter Aufsicht der CIA in München mit der Arbeit an „Radio Liberty“ begann.
Aber die anderen Wlassow-Kämpfer hatten Pech. Ironischerweise begann der ROA-Divisionskommandeur, Generalmajor S. Bunjatschenko, der gegen die anglo-amerikanische Landung in Frankreich kämpfte und vom deutschen Kommando nach erfolglosen Kämpfen mit den sowjetischen Truppen an der Oder dreimal ausgezeichnet wurde, entgegen den Forderungen der Führung der Wehrmacht mit dem Rückzug ihrer Truppen nach Westen mit der Kapitulation vor den Alliierten der UdSSR. Aber selbst Feuergefechte zwischen den ROA-Kämpfern und den Deutschen in Prag haben nicht geholfen. (7)
Einer der Vertreter Wlassows, der Kommandeur der 7. US-Armee, General A. Patch, stellte in diesem Zusammenhang eine sehr schwierige Frage: „Wenn Wlassow nicht für Hitler, sondern gegen den stalinistischen Bolschewismus kämpft, was haben dann die russischen Freiwilligen an der Atlantikküste gemacht, und wie kann man die Opfer rechtfertigen, die die amerikanische Armee in den Kämpfen mit diesen Freiwilligen gebracht hat?“

Gemäß den auf der Krim-Konferenz der Alliierten Mächte (Jalta, 4.-11. Februar 1945) getroffenen Vereinbarungen unterlagen alle Bürger der UdSSR, die sich infolge des Krieges im Ausland befanden, einschließlich der Konzentrationslager, Zwangsarbeiter und Verräter, die auf der Seite der Wehrmacht kämpften, der Rückführung. Auf Beschluss der sowjetischen Gerichte fand sich die Mehrheit der Teilnehmer der Wlassow-Bewegung in Arbeitslagern wieder und ihre verabscheuungswürdigen Führer und Offiziere wurden hingerichtet, darunter Wlassow (1946 Anm. JK) selbst und seine engsten Vertrauten – Malyschkin, Truchin, Schilenkow, Bunjatschenko und andere.

Übrigens waren die Repressalien gegenüber Kollaborateuren (gerichtlich und außergerichtlich) in den Nachkriegsjahren an der Tagesordnung. Das groß angelegte Werk des berühmten russischen Forschers, Doktor der Geschichte M. I. Semiryaga, über die Probleme der Zusammenarbeit mit den Nazis beschreibt in einigen Details, wie in einer Reihe von Ländern West- und Osteuropas nach ihrer Befreiung von den Nazis Massenverhaftungen, Repressionen und Lustrationen von Kollaborateuren verschiedener Völker durchgeführt wurden. Die Prozesse gegen Nazi-Kollaborateure unter der Intelligenz wurden beispielsweise in Frankreich mit besonderer Leidenschaft geführt, „weil diese Verräter unter Nutzung der Medien dem französischen Volk den greifbarsten Schaden zugefügt haben. Einige von ihnen wurden hingerichtet, aber die meisten wurden zu langen Haftstrafen verurteilt“. (10) In Belgien vertrieben die Widerstandskämpfer unmittelbar nach der Befreiung einiger Ortschaften Kollaborateure aus ihren Häusern, verbrannten sie und zerstörten ihr Eigentum. „Die belgischen Arbeiter, die freiwillig nach Deutschland gingen, wurden gedemütigt und verschiedenen Repressionen ausgesetzt (…) Einigen Quellen zufolge wurden mehr als 70 Journalisten zum Tode verurteilt und gehängt.“ (11)
Historische Experten, die von verschiedenen modernen Medien als Fürsprecher und Apologeten des ROA eingesetzt werden, ignorieren in der Regel die oben erwähnten unschönen Tatsachen dieser Kollaboration. Wie man sieht, waren die Wlassow-Kämpfer keine unabhängige „dritte Kraft“. Bis zur Kapitulation des Dritten Reiches waren sie Marionetten und treue Vollstrecker der Pläne der Nazi-Spitze. Gleichzeitig versuchte General Wlassow, der entschlossen war, den Krieg fortzusetzen, in der Endphase der Niederlage Deutschlands sogar die Nazi-Spitze aufzumuntern.
Der deutsche Reichspropagandaminister J. Goebbels machte nach seinem Treffen mit Wlassow am 1. März 1945 folgenden Eintrag in sein Tagebuch: „Wlassow beschrieb mir die Tage in Moskau während der bedrohlichen Umgebung des Spätherbstes 1941. Die gesamte sowjetische Führung verlor daraufhin die Fassung, und nur Stalin war derjenige, der in seinem Widerstand hartnäckig war, auch wenn er besiegt wurde. Die Situation war damals fast die gleiche wie heute. (…) Das Gespräch mit General Wlassow war sehr ermutigend. Aus diesem Gespräch habe ich gelernt, dass die Sowjetunion genau die gleichen Krisen überwinden musste, die wir jetzt zu bewältigen haben, und dass es immer einen Ausweg aus diesen Krisen gibt, wenn man sich nur entscheidet, ihnen nicht nachzugeben.“ (12)
Offensichtlich wäre der situative Verrat eines Teils der Wlassow-Anhänger an ihren deutschen Herren in den letzten Kriegstagen ohne ein zu schnelles Vorrücken der Roten Armee und der alliierten Truppen an allen Fronten nicht geschehen. Beispielsweise waren an der groß angelegten Prager Offensive an der 1., 2. und 4. ukrainischen Rotarmistenfront (6.-11. Mai 1945) fast 2 Millionen Soldaten und Offiziere beteiligt.Vor diesem Hintergrund kann die kurzfristige Rebellion der wenigen einzelnen und völlig demoralisierten Einheiten der ROA gegen die Befehle der Wehrmacht – um sie vor der Vergeltung der Alliierten zu retten keinesfalls ein Alibi für ihre früheren Gräueltaten im Dienste der Nazis sein.
Das „Verstehen“ des „Verrats“ der Wlassow-Anhänger ist natürlich eine Frage der individuellen moralischen Entscheidung. Diejenigen, die den Verrat, wie Wlassow, begangen haben, waren in einer klaren Minderheit. Die Mehrheit der Häftlinge in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern – mit ihren unmenschlichen Haftbedingungen vor allem für Sowjetbürger – nahm keine Angebote zur Zusammenarbeit im Tausch gegen Rettung und ein besseres Schicksal für sich selbst an. Das Verhalten des sowjetischen Generalleutnants D. M. Karbyschew in deutscher Gefangenschaft, der lange Zeit von Rekrutierungsspezialisten mit raffinierten Mitteln erfolglos zur Zusammenarbeit bewegt worden war, ist ein anschauliches Beispiel für die Festigkeit des Geistes. (13)
Während der Nürnberger Prozesse wurde der pro-nazistische Aktivismus der Kollaborateure verurteilt, und später wurde die Beihilfe zum Naziregime durch besondere Normen in der nationalen Gesetzgebung vieler Länder verfolgt. (14)
In einer Reihe von internationalen Rechtsinstrumenten und in der innerstaatlichen Gesetzgebung der meisten Staaten ist die Aufstachelung zu ethnischem Hass verboten und Propaganda für den Nationalsozialismus wird häufig geahndet.
Vor diesem historischen und juristischen Hintergrund sehen die Versuche, die WlassowArmee zu rechtfertigen, auch wenn sie durch ihren parallelen Kampf mit dem Kommunismus-Sozialismus gerechtfertigt werden, sehr bizarr und ungeschickt aus. Darüber hinaus sind sie gleichbedeutend mit, sagen wir, der Apologetik der invasiven Expansion Napoleons unter dem Vorwand, die Kosten des Feudalsystems zu überwinden. Übrigens, das russische Volk gab 1812 trotz der massiven Propaganda Napoleons eine klare Antwort auf die „unbesiegbare Armee“ und ihre Verbündeten, die übrigens auch unter dem Banner der „europäischen Einheit“ und der „Befreiung der Völker“ sprachen.
Angesichts der destruktiven Aktivitäten der ROA und der ideologischen Stimmung ihrer Teilnehmer wäre selbst eine teilweise Rehabilitierung der Wlassow-Bewegung sicherlich eine Blasphemie gegenüber dem Gedenken an die Opfer des Nazismus und ein gefährlicher ideologischer Präzedenzfall. Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass die WlassowArmee Hitlers Kriegsinstrument und Agenten der Nazi-Propaganda waren. Daher ist es schwer vorstellbar, dass in den vom Nationalsozialismus betroffenen Ländern tatsächlich Denkmäler oder Gedenktafeln zu Ehren von Hitlers ausländische Komplizen auftauchen (eine Ausnahme bilden vielleicht die heutige Ukraine und einige baltische Staaten, in denen die Geschichte leicht umgeschrieben wird, um sie der unmittelbaren politischen Situation anzupassen). Eine Verherrlichung der Kollaborateure des Zweiten Weltkriegs in irgendeiner Form ist umso beleidigender für die Kämpfer der Länder der Anti-Hitler-Koalition und die Mitglieder des Widerstands gegen den Nationalsozialismus.
Literaturverzeichnis
1 Die Resolution „Bekämpfung der Verherrlichung von Nazismus, Neonazismus und anderen Praktiken, die zur Eskalation zeitgenössischer Formen von Rassismus, Rassendiskriminierung, Fremdenfeindlichkeit und damit zusammenhängender Intoleranz beitragen“, die von der russischen Delegation initiiert wurde, wurde am 18. Dezember 2019 in New York auf einer Plenarsitzung der 74. Die Zahl der Koautoren des Dokuments ist auf 62 angestiegen. Die Resolution wurde von einer überwältigenden Mehrheit von 133 Staaten unterstützt. Wie in den Vorjahren sprachen sich nur die Delegationen der USA und der Ukraine gegen die Resolution aus, und 52 Länder (einschließlich der EU-Mitgliedstaaten) enthielten sich der Stimme. Eines der Schlüsselelemente der Resolution ist die Verurteilung des Krieges gegen Nationalsozialismus und Faschismus, der in einigen Ländern vor dem Hintergrund der Eröffnung von Gedenkstätten und der Errichtung von Denkmälern zu Ehren der SS und verschiedener Kollaborateure sowie von Märschen und Fackelzügen von Nationalisten und Neonazis an Dynamik gewinnt. Gleichzeitig wird tiefe Besorgnis über Versuche geäußert, die Mitglieder der vom Nürnberger Tribunal anerkannten verbrecherischen Organisation Waffen-SS sowie diejenigen, die gegen die Anti-Hitler-Koalition gekämpft, mit der Nazi-Bewegung kollaboriert und Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen haben, in den Rang von Helden zu erheben. Weitere Einzelheiten finden Sie hier: https://news.un.org/ru/story/2019/12/1369371.
2 Iljin I. Gesammelte Werke. 10 Bände. Band 2. Heft 1. M: „Russkaya kniga“, 1993. S. 24-25 (Ильин И.А. Собрание сочинений: в 10 т. Т. 2. Кн. 1. М.: Русская книга, 1993. С. 24-25)
3 Zit. von: Denikin A.I. General Wlasow und „Wlassowzy“ / Putschenkow A.S., Romanko O.W., Maschkewitsch // Zeitgeschichte Russlands / Modern History of Russia. 2017. №2. S. 240-242 (Деникин А.И. Генерал Власов и «власовцы» / А.С.Пученков, О.В.Романько и С.В.Машкевич // Новейшая история России / Modern History of Russia. 2017. №2. С. 240-242 // http://modernhistory.ru/d/puchenkov_9.pdf )
4 Drobjasko S.I., Romanko O.W., Semenow K.K. Ausländische Formationen des Dritten Reiches. M., 2011, Seiten 398-403, 457-458, 638-646, 692-695 (Дробязко С.И., Романько О.В., Семенов К.К. Иностранные формирования Третьего рейха. М., 2011. С. 398-403, 457-458, 638-646, 692-695)
5 Ebd., Denikin, S. 235-236.
6 G. Schilenkow war Kommissar im Rang eines Brigadiers. Er überläuft zu Nazis und gilt als enger Kampgenosse von General A.Wlassow. Er erhielt den Rang eines Generalleutnants der „Russischen Befreiungsarmee“ und wurde zum Propaganda-Chef des Komitees zur Befreiung der Völker Russlands, bzw. Chefredakteur einiger Printausgaben Wlassows, inkl. „Dobrowoletz“ (Der Freiwillige) ernannt. Am 28. Februar 1945 nahm er am Treffen Goebbels-Wlassow zur Propaganda-Koordinierung teil. Im Mai 1945 versuchte er politischen Asyl in der amerikanischen Besatzungszone zu erhalten. Doch wurde er interniert und der UdSSR ausgeliefert.
7 S. Bunjatschenko ist Besitzer des Eisernen Kreuzes II. Klasse, des Ordens Tapferkeits- und Verdienstauszeichnung für Angehörige der Ostvölker II.Klasse in Bronze mit Schwertern (zweimal) und I.Klasse ohne Schwertern in Silber.
8 Zit. von: Semiryaga M.I. Kollaborationismus. Natur, Typologie und Manifestationen während des Zweiten Weltkriegs. S. 480 (Семиряга М.И. Коллаборационизм. Природа, типология и проявления в годы Второй мировой войны. М.: РОССПЭН, 2000. С. 480)
9 Vgl. Materialien der Krim-Konferenz vom 4. bis 11. Februar 1945 // http://www.hist.msu.ru/ER/Etext/War_Conf/ krim21.htm
10 Semiryaga M.I. Kollaborationismus. Natur, Typologie und Manifestationen während des Zweiten Weltkriegs. S. 802
11 Ebd., S. 805.
12 Zit. von: Rezhskaja E.M. Goebbels. Porträt vor dem Hintergrund eines Tagebuchs. M.: AST-PRESS BUCH, 2004. S. 347
13 W.Kruschkow. „Wer ist er – General Karbyschew?“ // Größerer Kreis. 2015. № 2 // URL: http://www.ruvek.info/?mo dule=articlesction=viewd=9669 (Кружков В. Кто же он – генерал Карбышев? // Шире круг. 2015. №2)
14 W.Kruschkow. Wie Österreich den Nazismus besiegte // Internationales Leben. 2019. № 6 // URL: https://interaffairs. ru/jauthor/material/2198 (Кружков В. Как Австрия победила нацизм // Международная жизнь. 2019. № 6)

Ende der Übersetzung
(An der Übersetzung des Artikels wirkten ebenfalls mit: C. Opitz und S. Köpcke)
Der Angriffskrieg
ist ein Hochverrat
an der ganzen Menschheit
LikeLike